Mythos der Akademikerkinder-Uni
Die zu geringe Bildungsmobilität wird oft kritisiert – zu Unrecht?
Werden Österreichs Universitäten hauptsächlich von Akademikerkindern bevölkert, während die Kinder von Arbeitern durch eine gläserne Bildungsdecke in ihrem Aufstieg gehemmt werden? Gegen diese weit verbreitete Darstellung, die dieser Tage auch in einer Auswertung der Statistik Austria zum Ausdruck kam, wehrt sich der Thinktank Agenda Austria. In der von der Statistik Austria eben vorgestellten Datensammlung „Bildung in Zahlen“hieß es, dass die Bildungsmobilität zwischen den Generationen in Österreich weiterhin sehr stark von der sozialen Herkunft abhänge. Nur 6,9 Prozent derjenigen, deren Eltern nur Pflichtschulabschluss hätten, erreichten demnach einen Hochschulabschluss, rechneten die Statistiker vor.
Agenda-Austria-Ökonom Fabian Stephany verweist im SN-Gespräch auf jüngste Zahlen der EurostudentUntersuchung, die gerade für Österreich eine hohe Aufwärtsmobilität belegen. Demnach kommen hierzulande fast zwei Drittel (64%) der Studierenden aus einem Haushalt, in dem weder die Mutter noch der Vater einen akademischen Abschluss vorzuweisen haben. – In Deutschland sind es dagegen nur 27 Prozent.
Laut Stephany lässt sich die hohe Mobilität für den Hochschulbereich auch mit den Zahlen der Statistik Austria belegen bzw. berechnen. Denn auch diese zeigten, dass 61 Prozent der abschließenden Studierenden nicht aus Akademikerhaushalten kämen. In Österreich sei es um die Bildungsmobilität also längst nicht so schlecht bestellt wie in anderen Ländern.
Und was ist die Erklärung für die viel geringere Bildungs-Aufwärtsmobilität in Deutschland? Dort fällt laut Stephany die Entscheidung über die gesamte Bildungskarriere bereits sehr früh, schon mit Ende der Grundschule, während das österreichische System im Hinblick auf den Bildungsweg und die Möglichkeiten, zur Hochschulreife zu gelangen, wesentlich durchlässiger sei.