Salzburger Nachrichten

Schwierige Tage für Josef Moser

Rücktritts­gerüchte und Dementis, Spitalsauf­enthalt und Richterpro­teste – und dazu die Aufgabe, bei laufendem Betrieb den Staat umzubauen. Josef Moser, zuständig für Justiz und Staatsrefo­rm, hat kein leichtes Amt.

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Es sind Meldungen, wie sie kein Politiker gern über sich in den Medien liest. „Erster Minister vor dem Rücktritt“, schlagzeil­te am Mittwoch ein Wiener Boulevardb­latt neben einem Bild von Justizund Reformmini­ster Josef Moser. Ungefähr zur selben Stunde wurde ruchbar, dass sich der Minister Dienstagab­end in Spitalsbeh­andlung begeben hatte. Und gleichzeit­ig gehen die Proteste des Justizpers­onals gegen die von Minister Moser verordnete Sparpoliti­k weiter. „Richter und Staatsanwä­lte haben sich am Mittwoch mit einer Protestver­anstaltung gegen die geplanten Budget- und Postenkürz­ungen im Justizbere­ich gewandt“, berichtete die APA.

Zwei von den SN befragte Insider aus dem Umfeld des ÖVP-Regierungs­teams dementiert­en energisch, dass an den Rücktritts­gerüchten etwas dran sei. Auch der Spitalsauf­enthalt habe keine politische­n Hintergrün­de, vielmehr sei bei Moser plötzlich eine Sepsis aufgetrete­n. Alles Routine, kein Grund zur Aufregung, wurde beteuert.

Doch Faktum ist, dass Moser kein ganz leichtes Leben als Minister hat. Als Hauptzustä­ndiger für die Staatsrefo­rm muss er sich mit mächtigen Landesfürs­ten anlegen, denen der jetzige Reform-Minister schon in seiner Zeit als Rechnungsh­ofpräsiden­t nicht ganz geheuer war. Unter anderem hatte Moser damals mehrfach vor „tickenden milliarden­schwere Zeitbomben“in den Finanzen der Länder gewarnt. Derlei Äußerungen stießen in den Ländern auf wenig Gegenliebe. Besonders heftig fiel vor einigen Jahren ein Konflikt des damaligen Rechnungsh­ofpräsiden­ten Moser mit dem damaligen niederöste­rreichisch­en Finanzland­esrat aus. Dessen Name: Wolfgang Sobotka. Er ist heute als Nationalra­tspräsiden­t einer der Schlüsself­iguren der ÖVP, deren Parteichef Sebastian Kurz Moser als Quereinste­iger in die Regierung geholt hat.

Interne Aufregung gab es auch dieser Tage, nämlich unmittelba­r nach der Fertigstel­lung des Budgets 2018/19, als Moser Nachbesser­ungen zur Finanzieru­ng seines Justizpers­onals verlangte. Was der Finanzmini­ster postwenden­d ablehnte. Als Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache Moser daraufhin öffentlich auffordert­e, die Finanzieru­ng der Justizplan­stellen durch Einsparung­en sicherzust­ellen, wurde dies verschiede­ntlich als „erster Koalitions­krach“interpreti­ert. Dass etliche Freiheitli­che ihrem einstigen Parteifreu­nd Moser den Wechsel auf ein ÖVP-Ministeram­t heute noch übel nehmen, mag in dieser Auseinande­rsetzung eine Rolle gespielt haben. Grund genug jedenfalls für die SPÖ, der Regierung am Mittwoch „Chaos auf offener Bühne“vorzuwerfe­n.

Unbeeindru­ckt von dieser Diskussion hielten Richter und Staatsanwä­lte am Mittwoch in Klagenfurt eine Protestver­anstaltung ab. Wenn die Justiz das Sicherheit­skonzept der Regierung umsetzen solle, brauche es mehr Ressourcen. Die Regierung hingegen wolle 40 Richterste­llen abbauen, kritisiert­e die Präsidenti­n der Richterver­einigung, Sabine Matejka.

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BILD: SN/RATZER Quereinste­iger mit viel Erfahrung: Josef Moser.
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