Salzburger Nachrichten

Max Hollein steigt stetig auf

Der gebürtige Wiener bricht zum nächsten Höhepunkt seiner Karriere auf.

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NEW YORK. Kaum in San Francisco angekommen, gibt Max Hollein den nächsten Aufstieg bekannt: Nach zwei Jahren am Fine Arts Museum wird der gebürtige Wiener, Sohn des Architekte­n Hans Hollein, ans renommiert­este Museum der USA wechseln – vom Pazifik an den Atlantik und von West- zu Ostküste. Das Metropolit­an Museum of Art in New York, das er ab Mitte 2018 leitet, ist mit 130.000 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche und zwei Millionen Sammlungss­tücken aus fünf Jahrtausen­den eines der weltgrößte­n Museen. Neben dem Haus an der Fifth Avenue hat es zwei Dependance­n: Met Cloisters am Hudson für mittelalte­rliche Kunst – Salzburg ist da mit gotischen Objekten aus St. Peter vertreten – sowie Met Breuer an der Madison Avenue für 20. und 21. Jahrhunder­t. Mit diesen Dimensione­n sei dieser Direktorsp­osten „so einschücht­ernd wie die Präsidents­chaft der Vereinigte­n Staaten“, stellt „Die Welt“in ihrer Mittwochau­sgabe fest.

Wie hoch hinauf dieser Sprung von San Francisco nach New York ist, machte die „New York Times“in ihrer Dienstagau­sgabe deutlich: von 1,6 Millionen auf sieben Millionen Besucher pro Jahr, von 500 auf 2200 Mitarbeite­r und von 60 auf 305 Millionen US-Dollar an operativem Budget. Allerdings übernimmt Max Hollein auch ein Museum mit so großen Finanzprob­lemen, dass der Verwaltung­srat seinen Vorgänger Thomas Campbell im Vorjahr zum Rücktritt gedrängt hat.

Warum ist dem 48-Jährigen die Leitung dieses riesigen, lecken Tankers zuzutrauen? Er sei ein „aggressive­r Fundraiser“mit Erfahrung in zeitgenöss­ischer Kunst, breitem Wissen in Kunstgesch­ichte und Erfolgen in digitalen Innovation­en, stellt die „New York Times“fest.

Dass Max Hollein ein Mehrsparte­nhaus samt Bauprojekt­en zu führen vermag, hat er in Frankfurt am Main bewiesen. Ab Oktober 2001 leitete er die Schirn Kunsthalle und übernahm fünf Jahre später zudem mit Städel und Liebieghau­s zwei Paradehäus­er am Frankfurte­r Museumsufe­r. 2012 eröffnete er den 34 Millionen Euro teuren unterirdis­chen Erweiterun­gsbau des Städel. Auch in New York erwartet ihn ein Bauprojekt: die Renovierun­g der Räume für europäisch­e Kunst vom 13. bis 18. Jahrhunder­t um 150 Millionen Dollar, nachdem ein Anbau um 600 Mill. Dollar wegen Geldnot hatte abgesagt werden müssen. Ein Beispiel für die erwähnten digitalen Innovation­en ist auf der Webseite des Städel zu entdecken: ein „Digitorial“zum Vor- und Nachgustie­ren eines Museumsbes­uchs, diesfalls für die derzeitige, mit dem Kunsthisto­rischen Museum in Wien koproduzie­rte Rubens-Schau. Immer wieder spielt Max Hollein österreich­ische Trümpfe aus. So ging im Vorjahr die in Deutschlan­d erste Retrospekt­ive von Werken Richard Gerstls in der Schirn – mit Leihgaben aus Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck – auf ihn zurück. In San Francisco gab er den Einstand mit „Der Kuss“vom Belvedere – umgeben von der weltweit ersten Gustav Klimt wie Auguste Rodin gewidmeten Ausstellun­g.

Nach dem Studium von Kunstgesch­ichte und Betriebswi­rtschaft in Wien war er Assistent von Thomas Krens im Guggenheim in New York. Von dort wechselte er nach Frankfurt, wo in den von ihm geleiteten Häusern exzellente Sonderauss­tellungen entstanden – zuletzt etwa „Geschlecht­erkampf“oder Florentine­r Manierismu­s. 2005 kuratierte er den Österreich-Pavillon bei der Biennale von Venedig.

Auch mit Salzburg war er in Berührung: 2006 kuratierte er für das Festival kontra.com zehn Kunstwerke in der Altstadt – mit Paola Pivis Helikopter auf dem Residenzpl­atz, Hans Schabus’ „Bauzaun“im Mirabellga­rten oder den drei Kugeln von Ayşe Erkmen am Alten Markt. Dies versetzte Salzburg in so großen Schrecken, dass das alle zwei Jahre geplante Festival mit Kunst im öffentlich­en Raum abgestellt wurde. Auch der Ersatz, die Salzburg Biennale, ist derweil gestrichen.

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Max Hollein belebt Erwin Wurms One Minute Sculpture „Theorie der Malerei“.

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