Ein Stück des Ritz für daheim
Betten, Barhocker oder eine Harfe: Das legendäre Luxushotel in Paris versteigert 10.000 Gegenstände aus seinem Mobiliar. Auch aus der Suite, in der Coco Chanel wohnte.
Das Hotel Ritz im Herzen von Paris ist seit 120 Jahren ein Treffpunkt der Schönen und Reichen. Unter den Gästen waren die Sängerin Maria Callas, die Schauspielerin Lauren Bacall und die Schriftsteller Ernest Hemingway und Marcel Proust. Die legendäre Modeschöpferin Gabrielle „Coco“Chanel erwählte den Hotelpalast sogar zu ihrem Domizil. „Wenn ich über das Jenseits im Himmel träume, spielt die Handlung immer im Pariser Ritz“– dieses Zitat wird Nobelpreisträger Hemingway (1899– 1961) zugeschrieben.
Von 17. April bis 21. April wird erstmals Originalmobiliar versteigert. Dabei werden etwa 10.000 Einzelstücke verkauft. Darunter sind Betten, Barhocker, Plüschsofas, Vorhänge, ein Gartentor mit Ritz-Emblem, eine Harfe und eine renovierungsbedürftige Badewanne.
Sammler könnten ein „Stück Ritz-Mythos“erwerben, meint der Chef des Auktionshauses Artcurial, François Trajan. Der Schätzwert der Objekte beträgt alles in allem 1,5 bis zwei Millionen Euro und könnte laut der Zeitung „Le Figaro“bei der Versteigerung verdreifacht werden.
Die zu versteigernden Stücke hatten nach der mehrjährigen Renovierung der Luxusherberge an der barocken Place Vendôme „ihren Platz nicht wiedergefunden“, wie Artcurial trocken berichtet. Das Fünfsternehaus mit 600 Angestellten hatte im Juni 2016 nach dem langwierigen Umbau seine Pforten wieder für zahlungskräftiges Publikum geöffnet. Für ein Zimmer müssen Kunden laut Internetseite mindestens 1000 Euro berappen. Eigentümer der 1898 von dem Schweizer César Ritz gegründeten Edelherberge ist der aus Ägypten stammende Milliardär Mohammed Al-Fayed.
Es werden auch Möbel aus den Suiten verkauft. Die prächtigste ist wohl die Suite Impériale, deren Salon eine Holzvertäfelung aus dem 18. Jahrhundert hat. Der frühere USPräsident Richard Nixon, Schauspielgrößen wie Gina Lollobrigida, Roger Moore und Woody Allen sowie Elton John und Madonna logierten in den Räumlichkeiten.
Im August 1997 hielten sich dort auch die britische Prinzessin Diana und ihr Freund Dodi Al-Fayed auf. Dann brachen sie in einem Mercedes zu ihrer Fahrt durch das nächtliche Paris auf, die in einem Straßentunnel für beide tödlich endete.
Das Ritz spiegelt Glanz und Elend des 20. Jahrhunderts wider. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Frankreich im Jahr 1940 wurde das Hotel beschlagnahmt, als Residenz für „Marschälle, Admirale und Minister“aus Nazideutschland, wie die Autorin Cécile Desprairies in ihrem Buch über die dunklen Jahre der Hauptstadt berichtet. Das Ritz sei ein mondäner Treffpunkt der Kollaboration gewesen, so hätten sich dort von 1942 an deutsche und französische Geschäftsleute regelmäßig getroffen.
Ritz-Dauergast Coco Chanel hatte laut Biografen damals eine Liebschaft mit dem deutschen Diplomaten Hans Günther von Dincklage. Die Modedesignerin wurde nach der Befreiung von Paris im Jahr 1944 verhaftet, kam aber schnell wieder frei. Sie lebte in Lausanne in der Schweiz, bevor sie Mitte der 1950erJahre nach Paris zurückkehrte. 1971 starb die Modekönigin im Ritz. Im Auktionskatalog finden sich Möbelstücke aus ihrer Suite.
Luxus und Geld ziehen auch Kriminelle an. Diese Erfahrung machte das Ritz erst zu Jahresbeginn. Vermummte drangen in das Gebäude ein, zerschlugen Schmuckvitrinen in der Eingangshalle und flüchteten mit millionenschwerer Beute. Die Polizei fand alles wieder, drei Verdächtige kamen in U-Haft