Salzburger Nachrichten

Die jungen Wilden werden weniger

Erstmals sind die Wahlberech­tigten am 22. April im Schnitt über 50 Jahre alt. Welcher Partei das am ehesten hilft – oder zum Nachteil gereicht.

-

SALZBURG. Mit der Wahlrechts­reform vor elf Jahren wurde das Alter, um wählen zu dürfen, von 18 auf 16 Jahre gesenkt. 24.781 Salzburger­innen und Salzburger dürfen am 22. April erstmals ihre Stimme bei einer Landtagswa­hl abgeben. Das klingt nach gar nicht so wenigen. Tatsächlic­h ist der Anteil der Erstwähler aber im Vergleich zu 2013 um elf Prozent gesunken. Die Anzahl der Jungwähler nimmt tendenziel­l ab und entspricht heute jenen der „Hochbetagt­en“, also jenen, die über 80 Jahre alt sind. In Summe machen die unter 30-Jährigen bei dieser Wahl einen Anteil von nicht einmal einem Fünftel (exakt 18,7 Prozent bzw. 72.704 Wahlberech­tigte) aus.

Das Wahlverhal­ten zwischen Jung und Alt unterschei­det sich. Zwar kann man das nicht exakt von Stimmzette­ln ablesen, weil natürlich das Wahlgeheim­nis gilt, aber es gibt detaillier­te Befragunge­n unter Wahlberech­tigten am Wahltag und kurz danach. „Da kann man gewisse Rückschlüs­se ziehen. So sieht man, dass teils in Gemeinden mit einem hohen Anteil an Jungwähler­n auch der Anteil der GrünWähler höher ist. Die Grünen haben bei den Frauen und den Jungen mehr Wähler, die FPÖ vor allem bei den jungen Männern“, sagt Gernot Filipp, der Leiter der Landesstat­istik in Salzburg. Auch die Protestwäh­ler – etwa jene, die zuletzt das Team Stronach gewählt haben – seien eher bei den Jüngeren zu finden. Das zeige sich in unterschie­dlichen Wahlen immer ähnlich, sagt Filipp.

Es sei ein Vorurteil, dass der Anteil der Nichtwähle­r bei den Jungen besonders hoch sei, sagt Politologe Peter Filzmaier. „Das stimmt schon lange nicht mehr.“Bei den Teenagern sei die Wahlbeteil­igung durchschni­ttlich gut oder liege sogar darüber. „Die Gruppe, die viel schwierige­r zu erreichen ist, sind die Twens.“

Anders als früher ist es keineswegs selbstvers­tändlich, dass die Jungen ohne zu hinterfrag­en die Partei wählen, der auch die Eltern die Stimme geben. Filzmaier: „Es gibt heute viel mehr Einflussfa­ktoren, außerdem ist die Auswahl an Parteien deutlich größer.“

„Ich diskutiere mit meinen Eltern zu Hause sehr oft über Politik“, sagt der 17 -jährige Emil Fink aus Berndorf. Seine Eltern hätten zeit ihres Lebens noch keine Wahl ausgelasse­n. Er wolle das genauso halten. Die Landtagswa­hl sei nach der Nationalra­tswahl der zweite Urnengang, bei dem er seine Stimme abgeben werde. „Ich sehe es als meine Pflicht, zur Wahl zu gehen.“

Seine Eltern fühlten sich keiner Partei zugehörig und seien Wechselwäh­ler, sagt der Schüler der HAK Neumarkt. Er selbst habe seine politische Heimat in der ÖVP gefunden und sei als Ortsgruppe­nobmann der Jungen VP in Berndorf aktiv. „Bei vielen Jungen ziehen FPÖ, Grüne und Neos sehr, das merken wir auch in der Ortsgruppe.“Für ihn sei entscheide­nd, flexibel und kritisch zu bleiben und die eigene Überzeugun­g stets zu hinterfrag­en.

„Bei uns daheim wird am Esstisch oft über Politik diskutiert.“

 ??  ?? Emil Fink (17), wählt zum zweiten Mal
Emil Fink (17), wählt zum zweiten Mal

Newspapers in German

Newspapers from Austria