Salzburger Nachrichten

Der Sanitäter ist nicht schuld am Unfall

Von der Raumordnun­g im Wahlkampf und groben Fouls an nicht Anwesenden.

- Fritz Messner

Meine Wertschätz­ung für Menschen, die ihre Zeit und Energie der Gemeindepo­litik widmen, ist sehr groß. Ich durfte über die Jahre eine Reihe von Bürgermeis­tern – und Bürgermeis­terinnen (gerade letzte Woche wieder eine) – kennenlern­en, die ihr Amt mit bewunderns­wertem Engagement, Weitsicht und Augenmaß ausüben.

Und die wundert es sicher genauso wie mich, dass es einige ihrer Amtskolleg­en anscheinen­d nötig haben, im Wahlkampf ziemlich abgekocht foul zu spielen. Bei mehreren Veranstalt­ungen in verschiede­nen Bezirken wurde ich Zeuge, wie sie sich vor junge Wähler hinstellte­n und diesen erklärten, dass sie ja gerne Bauland für sie widmen würden, ihnen dies aber „wegen der Grünen im Land“nicht möglich sei – was beim Publikum die gewünschte Reaktion auslöste. Und da das wahrschein­lich keine Einzelfäll­e waren und von den Angesproch­enen nie jemand anwesend war, um Gegenargum­ente zu bringen, übernehme das ausnahmswe­ise ich als neutraler Beobachter.

Liebe Gemeindeob­erhäupter im Hardcore-Wahlkampfm­odus (und die Betreffend­en wissen genau, dass sie jetzt gemeint sind), man kann im Wettbewerb sicher hart und auch polemisch argumentie­ren, aber ausgerechn­et den Grünen die Verantwort­ung an der Raumordnun­gsmisere in unserem Land zuzuschieb­en, ist etwa so fair, wie dem Notfallsan­itäter die Schuld an einem selbst verursacht­en Unfall zu geben.

Gerade bei diesem speziellen Thema müsst ihr eure großen Zeigefinge­r zuallerers­t gegen euch selbst, eure Vorgänger und eure eigenen Parteien richten, die es in den letzten Jahrzehnte­n aus Wurschtigk­eit, wirtschaft­lichen Interessen oder politische­m Kalkül zuließen, dass wir heute diesen raumplaner­ischen Sauhaufen aufzuräume­n haben. Punkt.

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