Der Sanitäter ist nicht schuld am Unfall
Von der Raumordnung im Wahlkampf und groben Fouls an nicht Anwesenden.
Meine Wertschätzung für Menschen, die ihre Zeit und Energie der Gemeindepolitik widmen, ist sehr groß. Ich durfte über die Jahre eine Reihe von Bürgermeistern – und Bürgermeisterinnen (gerade letzte Woche wieder eine) – kennenlernen, die ihr Amt mit bewundernswertem Engagement, Weitsicht und Augenmaß ausüben.
Und die wundert es sicher genauso wie mich, dass es einige ihrer Amtskollegen anscheinend nötig haben, im Wahlkampf ziemlich abgekocht foul zu spielen. Bei mehreren Veranstaltungen in verschiedenen Bezirken wurde ich Zeuge, wie sie sich vor junge Wähler hinstellten und diesen erklärten, dass sie ja gerne Bauland für sie widmen würden, ihnen dies aber „wegen der Grünen im Land“nicht möglich sei – was beim Publikum die gewünschte Reaktion auslöste. Und da das wahrscheinlich keine Einzelfälle waren und von den Angesprochenen nie jemand anwesend war, um Gegenargumente zu bringen, übernehme das ausnahmsweise ich als neutraler Beobachter.
Liebe Gemeindeoberhäupter im Hardcore-Wahlkampfmodus (und die Betreffenden wissen genau, dass sie jetzt gemeint sind), man kann im Wettbewerb sicher hart und auch polemisch argumentieren, aber ausgerechnet den Grünen die Verantwortung an der Raumordnungsmisere in unserem Land zuzuschieben, ist etwa so fair, wie dem Notfallsanitäter die Schuld an einem selbst verursachten Unfall zu geben.
Gerade bei diesem speziellen Thema müsst ihr eure großen Zeigefinger zuallererst gegen euch selbst, eure Vorgänger und eure eigenen Parteien richten, die es in den letzten Jahrzehnten aus Wurschtigkeit, wirtschaftlichen Interessen oder politischem Kalkül zuließen, dass wir heute diesen raumplanerischen Sauhaufen aufzuräumen haben. Punkt.