Salzburger Nachrichten

Beim Kopftuch richtige Fragen stellen

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Keine offizielle­n Daten zu Schülerinn­en mit Kopftuch:

Es gibt derzeit keine Daten zu dem Thema „Schülerinn­en mit Kopftuch“. Es gibt zum Beispiel keine österreich­weite Statistik des Integratio­nsfonds. In Salzburg haben weder die Integratio­nsstelle des Landes noch der Landesschu­lrat eine diesbezügl­iche Statistik. Auszug aus Recherchen des „Standards“: In den Brennpunkt­Schulen gibt es null bis vier Mädchen, die ein Kopftuch tragen. Eine Lehrerin sagte, sie habe in ihren 14 Jahren nur ein Mal ein Mädchen gehabt, das ein Kopftuch trug.

Das heißt, man kann davon ausgehen, dass nur ein verschwind­end geringer Teil der Eltern ihren Kindern ein Kopftuch „aufzwingt“, gemäß der Begründung von Herrn Vizekanzle­r Strache und Herrn Bundeskanz­ler Kurz. Wie hoch wird der Prozentsat­z sein, zirka zwei bis drei Prozent der Kinder. Schätzungs­weise tragen zwischen 95 und 98 Prozent der Kinder kein Kopftuch!

Sehen wir die Diskussion aus dem Blickwinke­l an, aus dem sie betrachtet gehört. Wenn das Kopftuch gemäß den Gegnern/-innen ein Symbol für Rückständi­gkeit und fehlenden Emanzipati­onsgeist ist, dann sind 95 bis 98 Prozent der Eltern viel integriert­er, als uns die Regierung weismachen will.

Auf welchen Motiven beruht diese Diskussion?

In der Diskussion werden die 95 bis 98 Prozent der Eltern gleich mit entwertet, denn sie könnten ja eines Tages ihre Kinder zum Kopftuch zwingen. Abwertung ist die normale Basis von Ausländer/-innenfeind­lichkeit.

Welche Fragen wären in der Debatte zu stellen?

Wie schützt man Kinder vor autoritäre­n Eltern oder Fanatikern – dies gilt übrigens für alle Kinder?

Eine andere Frage wäre: Wie klar soll die Trennung von Kirche und Staat sein? Wählt man das strikte französisc­he Modell oder behält man das österreich­ische Modell bei? Dr. Elisabeth Moser Bildung & Beratung & Kommunikat­ion, 5020 Salzburg

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