Ein kurzweiliges zum Finale Liebhaben
Von Heimat über „Kuhstall-Architektur“bis hin zur Pflege: Zu diesen Themen forderte das Publikum Antworten von den Spitzenkandidaten.
SALZBURG. Sie sind selten einer Meinung, aber sie beflegeln sich nicht gegenseitig auf offener Bühne, sondern bleiben – für Politiker im Wahlkampfmodus – ziemlich sachlich und ruhig. So könnte man das letzte Aufeinandertreffen der sieben Spitzenkandidaten vor der Landtagswahl am Sonntag zusammenfassen. Nach fünf Diskussionen in allen Bezirken hatten sich zufällige Sitznachbarschaften zu QuasiFreundschaften entwickelt. Und so kam es, dass Karl Schnell (FPS) Sepp Schellhorn (Neos) am Ende des Tages sogar zu einem Hubschrauberflug einlud. „Ich könn- te sagen, ich hab’ euch alle lieb. Aber ganz so ist es nun auch wieder nicht“, stellte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Ende der Diskussion fest.
Bis es soweit war, hatte sich im SN-Saal am Mittwochabend eine lebendige Diskussion über Trachten, dicke Luft in Lehen, Architektur, die keine mehr zu sein scheint und die Zukunft der Pflege entwickelt. Schellhorns Joint-Beichte vor wenigen Wochen holte den Neos-Spitzenkandidaten zwar auch an diesem Abend ein, blieb diesmal aber Randnotiz. Auch seine Forderung nach Kostentransparenz „bis hin zu jeder Wurstsemmel“verhallte beinahe ungehört. Während Walter Steidl (SPÖ), der im Wahlkampf lauter Garantien plakatiert, beteuerte, dass es sich dabei um „keine Luftschlösser, sondern konkrete Politik“, handle.
Was aber verstehen die fünf Männer und zwei Frauen auf dem Podium unter dem Begriff Heimat – das wollte Ulrike Hutter aus dem Publikum wissen. Die Antworten darauf waren so unterschiedlich wie die Botschaften auf den Wahlplakaten. „Ein Anker, an dem man sich festhält“, meinte Haslauer. Karl Schnell (FPS), der an diesem Abend zur oppositionellen Hochform auflief, antwortete mit „Das Land, das ich liebe“. Für SPÖ-Chef Steidl ist Heimat „ein bunter Strauß“, aber eben nicht „das Lotteriespiel mit der Wohnbauförde-
rung“. Da traf er bei Ex-Wohnbaulandesrat Hans Mayr den Nerv. „Mit der Heimat die Wohnbauförderung zu verbinden – das ist akrobatisch“, meinte dieser. Tracht gehöre zur Heimat genauso dazu wie intakte Umwelt – antwortete Astrid Rössler (Grüne).
Bisher kaum zur Sprache gekommen war das Thema Pflege im Wahlkampf. Ein Punkt, den Margareta Bruckner am Mittwochabend anschnitt. Die Pflegedirektorin wollte wissen, wie die Pflege von alten Menschen in Zukunft aussehen soll. Dass die Pflege akademisiert werde und man dafür einen Bachelor brauche, fand Karl Schnell absurd. Alle Kandidaten betonten die Attraktivität und die Ausbildung des Pflegeberufs verbessern zu wollen. Nur wie? „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als Personal aus dem europäischen Raum zu finden“, meinte Schellhorn. Ein Statement, dem FPÖChefin Marlene Svazek wenig abgewinnen kann. „Wir können uns nicht immer Unterstützung aus dem Ausland holen, sondern müssen die Ursache hier bekämpfen und bei den Rahmenbedingungen für die Pflege ansetzen.“Die Seniorenheime seien zu steril. Stimme ganz und gar nicht, meinte Haslauer. „Das weise ich entschieden zurück. Ich kenne alle Seniorenheime im Land.“
Dass im Stadtteil Lehen atmosphärisch dicke Luft herrscht, spürten die Politiker dank Inge Reisinger aus dem Publikum sehr schnell. Die Anrainerin beklagte, dass Lehen im Verkehr ersticke, die Architektur Kuhställen gleiche und es so nicht weitergehen könne. Dass die Luftmessstation ausgerechnet im Lehener Park positioniert sei, und nicht an der stark befahrenen Ignaz-HarrerStraße, sorgte für ein Raunen im Saal. „Das Thema ist bekannt. Ich habe großes Verständnis. Mein Wunsch ist, in der ganzen Stadt gute Luft zu haben“, sagte Rössler. Während Haslauer meinte, dort könne man ja eine Luftmessstation hingeben. Was die Architektur angehe, erntete Schnell Applaus mit: „Ich glaube, den Beruf gibt es nicht mehr, wenn man sich das alles anschaut.“
„Wir ersticken im Verkehr. Lehen hat man total vergessen.“