Schuttbrecher aus Linz erobert die Welt
In 26 Jahren hat die Firma Rubble Master eine Nische in den Hauptmarkt verwandelt. Jetzt wird auch noch die Firmenzentrale zu klein.
LINZ. Die oberösterreichische Firma Rubble Master, Weltmarktführer für kompakte Bauschutt-Recyclingmaschinen, erweitert seinen Tätigkeitsbereich. Derzeit läuft die Mehrheitsübernahme des nordirischen Siebanlagenherstellers Maximus. In einem ersten Schritt übernimmt man 75 Prozent, später sollen es 100 Prozent sein.
Von seiner ersten Akquisition verspricht sich Eigentümer und Chef Gerald Hanisch Synergieeffekte, bisher waren die Nordiren aus Dungannon ein wichtiger Zulieferer. Es sei auch darum gegangen, „einen Fuß in die Tür zu bekommen“und die langfristige Versorgung sicherzustellen. Der Zukauf erhöht die Zahl der Mitarbeiter in der Gruppe von 180 auf 350.
Maximus sei eine gute Ergänzung der Rubble-Master-Aktivitäten, sagt Hanisch. Er selbst gründete die Firma vor 26 Jahren – und damit ein ganzes Marktsegment. Idee war die nachhaltige Beseitigung von Bauschutt samt Wiederverwertung.
Insgesamt 3050 Anlagen hat das Unternehmen im vergangenen Vierteljahrhundert in der ganzen Welt verkauft. Der Exportanteil liegt bei 97 Prozent, Rubble-MasterGeräte sind in 110 Ländern weltweit im Einsatz. Von Medellín in Kolumbien bis Nepal arbeiten die Geräte , auf Baustellen, beim Straßenbau, im unwegsamen Gelände sowie beim Abbau von Naturstein.
Die Aufbereitung von Bauschutt oder Aushubmaterial vor Ort erspare lange Zu- und Abfahrtswege und vereinfache die Logistik – so sind beim Straßenbau in Kolumbien die nächsten Aufbereitungsanlagen mitunter 100 Kilometer entfernt.
Die hohe Auslandspräsenz verstärkt das Unternehmen weiter mit einer neuen Vertriebstochter in China, die seit Jahresbeginn operativ ist. Die Tianjin Rubble Master Technology ist die dritte Auslandsniederlassung nach der Schweiz und den USA. Präsenz in China sei notwendig, sagt Hanisch. „Da musst du mit vollem Geschäft reingehen, sonst wird’s nichts.“
Jetzt gehe es darum, Marktmacht in China aufzubauen, „sonst wirst du gleich kopiert“. Mittlerweile hätten aber selbst die Chinesen Respekt vor angesehenen westlichen Marken samt dem damit verbundenen Qualitätsversprechen. Die Kosten für einen Brecher bewegen sich zwischen 120.000 und 600.000 Euro, Siebanlagen sind zwischen 80.000 und 200.000 Euro zu haben.
Strategisch sieht sich der RubbleMaster-Chef heute in einer ungewohnten Situation. „20 Jahre lang haben alle gesagt, das kann nicht funktionieren. Und jetzt schlagen wir plötzlich im Mainstream-Markt auf.“Soll heißen, das Kompaktsegment für mobile Brecher bis 30 Tonnen – den es vor Rubble Master nicht gab – ist seit Kurzem auch für die großen Anbieter interessant.
Dafür geben im wesentlichen zwei Gründe den Ausschlag: Wegen kompakter Bauweise und einem Raupenfahrwerk sind die Geräte leicht zu transportieren und direkt vor Ort einsetzbar, das erspart Wege, Zeit und Kosten. Zudem weisen die RM Compact Crusher die weltweit beste Relation zwischen Gewicht/Dimension und größter Durchsatzleistung der jeweiligen Transportklasse auf. Das neue Flaggschiff, der RM 120GO!, kann bis zu 350 Tonnen Schutt pro Stunde bewältigen.
Um die Servicequalität für die mehr als 3000 Kunden in aller Welt zu verbessern, hat Rubble Master eine Smartphone-App entwickelt. Das Gerät kann die Produktivität anhand von Kennzahlen wie der Motorauslastung selbstständig erfassen und analysieren. Werden bestimmte Schwellenwerte überschritten, erfolgt eine Meldung an den Nutzer des Geräts, in Echtzeit.
Das deutlich zweistellige Wachstum der Vorjahre soll heuer weitergehen. Im Jahr 2017 kletterte der Umsatz um 22 Prozent auf 110 Mill. Euro. Für heuer sind 134 Mill. Euro geplant, das Wachstum geht zu einem großen Teil auf das Konto der Maximus-Übernahme. Dazu will man noch organisch wachsen. Man habe in den vergangenen drei Jahren den Umsatz verdoppelt, „aber wir sind noch immer die gleichen“, sagt Hanisch. Die Zahlen könnten noch besser aussehen – „wenn wir alles liefern könnten, was wir verkaufen könnten“. Im Jahr 2017 wurden 200 Brechanlagen ausgeliefert.
Am Motto „located in Linz, at home all over the world“hält man fest, das heißt, jede Maschine wird in Linz konzipiert und gefertigt. Um die Kapazitäten auf künftige Aufgaben vorzubereiten, wird die Firmenzentrale in Linz-Pichling massiv erweitert. Die Kubatur wird verdoppelt, der Neubau soll in drei Jahren fertig sein. Gesucht werden neue Mitarbeiter „in allen Bereichen, vor allem Fachkräfte“, sagt Finanzchef Günther Weissenberger.
Ein Börsegang ist kein Thema, ein Verkauf auch nicht. Obwohl laufend Interessenten anklopfen. „Wir bekommen alle zwei Wochen ein Übernahmeangebot“, sagt der Firmenchef. Aber verkaufen will er nicht. Denn „es macht so viel Spaß“.
„Können mehr verkaufen als liefern.“