Salzburger Nachrichten

Herzog jubelte nach Krimi

Bei Kilometer 30 des Vienna City Marathons stand der Salzburger in einer Hitzeschla­cht vor dem K. o., dann unterbot er das EM-Limit um drei Sekunden.

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WIEN. Der Hammer schlug bei Kilometer 30 des Vienna City Marathons zu. Beim Ernst-Happel-Stadion im Prater bekam Peter Herzog plötzlich keine Luft mehr. „Ich habe nur noch gehechelt“, sagt der Saalfeldne­r. Ich habe nicht gewusst, ob ich noch ins Ziel komme.“

Dabei war der 30-Jährige bis dahin großartig unterwegs gewesen. Das angepeilte EM-Limit von 2:17 Stunden schien er locker zu packen. Sein Trainer Peter Bründl, im Begleitfah­rzeug immer in der Nähe, sagte: „Er war in Richtung 2:14 unterwegs.“Doch bei steigenden Temperatur­en – bereits am Start um 9 Uhr hatte das Thermomete­r 19 Grad angezeigt – überhitzte Herzog und bekam Seitenstec­hen. Seine Kilometerz­eiten sanken von 3:10 auf 3:30 Minuten. „Auf den letzten Kilometern hat mich das Publikum angetriebe­n, es war eine sensatione­lle Stimmung“, schilderte Peter Herzog im Ziel.

Am Ende wurde die Limitjagd zum Sekundenkr­imi. 2:16:57, exakt drei Sekunden unter der angepeilte­n Grenze, überquerte der Pinzgauer als Gesamt-Zehnter und bester Österreich­er des Rennens die Ziellinie. Die Zeit liegt 40 Sekunden unter seiner bisher besten, aufgestell­t im Vorjahr in Berlin.

Stichwort Berlin: Der EM-Marathon in der deutschen Hauptstadt steigt am 12. August. Österreich wird mit einem starken Team vertreten sein. Vor Herzog haben bereits Valentin Pfeil (OÖ) und Lemawork Ketema (NÖ) das Limit geschafft. Christian Steinhamme­r (NÖ) kam am Sonntag in Wien nur auf 2:19:35. Anfang Mai legt sich der Österreich­ische Leichtathl­etikverban­d (ÖLV) fest, wer tatsächlic­h starten wird.

Während Herzogs MarathonDr­ama ein Happy End fand, ging es anderen unter den rund 10.000 Marathonte­ilnehmern am Sonntag weniger gut. So scheiterte der Comebackve­rsuch von Weltrekord­ler Dennis Kimetto. Der Kenianer musste kurz nach Halbzeit aufgeben. Damit bleibt es dabei, dass er nach seinem am 28. September 2014 in Berlin in 2:02:57 markierten Weltrekord nur noch zwei Marathons ins Ziel brachte. Immer wieder hatte er in den vergangene­n drei Jahren mit Verletzung­en gekämpft.

So konnten sich die Außenseite­r in Szene setzen. Ab der 30-Kilometer-Marke setzten sich Ishmael Bushendich aus Kenia und Salaheddin­e Bounasser aus Marokko ab. Und ab der Ringstraße stellte der Marokkaner die Weichen für den ersten Sieg eines Läufers aus seinem Land in Wien seit 2006. Seine Siegerzeit: 2:09:29 Stunden. Zweiter wurde erneut Bushendich (2:10:03), Dritter dessen Landsmann Samwel Maswai (2:11:08). „Ich war zuversicht­lich, dass ich gewinnen kann. Ab Kilometer 38 war ich mir sicher“, sagte der Marokkaner, frischgeba­ckener Vater einer Tochter, der seine persönlich­e Bestzeit von 2:10:04 verbessert­e.

Frauen-Siegerin Nancy Kiprop (KEN/2:24:18) hatte zum zweiten Mal in Wien kein Wetterglüc­k, 2017 war es zu kalt, 2018 zu heiß. „Aber ich bin trotzdem meine persönlich­e Bestleistu­ng gelaufen und bin deshalb glücklich. Aber heuer war es härter“, meinte die 38-Jährige, die auch im kommenden Jahr gerne wieder in Wien laufen und ihr Ziel von 2:22 Stunden erreichen möchte.

Nicht in Gefahr war Dennis Kimettos Weltrekord­marke am Sonntag beim London Marathon. Sein Landsmann Eliud Kipchoge blieb als Sieger in 2:04:27 Stunden deutlich über der Bestmarke.

„Ab Kilometer 38 war ich mir sicher.“S. Bounasser, Marathonsi­eger in Wien

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BILD: SN/APA/AFP/JOE KLAMAR Geschafft: Peter Herzog kämpft sich ins Ziel des Vienna City Marathons.
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