Was spricht gegen eine „Herdprämie“?
Ich bin unter anderem ausgebildete Tagesmutter. Betreue ich fremde Kinder in meiner Familie, werde ich dementsprechend entlohnt. Betreue ich meine eigenen Kinder (es sind vier, heute erwachsen), bekomme ich nichts. Im Gegenteil. Je mehr eigene Kinder man hat, desto sparsamer und umsichtiger muss man als Familie wirtschaften.
Die Gesellschaft propagiert nur ein Modell des Familienlebens. Nämlich: möglichst früh zurück an den Arbeitsplatz (betrifft vor allem die Mütter) und die Kinder möglichst früh in eine Kinderbetreuung; sprich die Kinderbetreuungsplätze müssen ständig ausgebaut werden. Denn arbeiten wir Frauen nicht schnellstmöglich wieder, droht später die Altersarmut.
Worüber nicht gesprochen wird, welche Fragen aber auftauchen: Möchten alle Eltern nur dieses eine Lebensmodell? Möchten wir als Gesellschaft Kinder, eine neue Generation, die bereits ab der Krabbelstube „staatliche Erziehung“genießen muss?
Bei den niedrigen VollzeitEinkommen z. B. als Verkäuferin, Friseurin …, was wird als Pension bleiben? Ebenfalls Altersarmut?
Es geht im weitesten Sinn um „Kindeswohl“. Wie wohl ist uns, wenn ein Großteil der Kinder unausgeschlafen und ohne Frühstück in den Kindergarten kommt? Wie wohl ist uns, wenn Krabbelkinder mit Windelrucksack und Kuscheltier herzzerreißend, in Tränen aufgelöst, am Eingang zur Krabbelstube abgegeben werden? Wie wohl ist uns bei Taferlklasslern, die nach anstrengenden Schulstunden noch bis 17 Uhr im Hort bleiben müssen? Wie wohl ist den Pädagogen und Pädagoginnen, wenn sie immer mehr die Er- ziehungsaufgaben übernehmen müssen und soziale Kompetenzen vermitteln sollen?
So frage ich mich: Was spricht eigentlich gegen eine „Herdprämie“, außer dass diese Bezeichnung jedem missfällt (hier könnte ja eine kreative Agentur eine schmissige „Berufs“-Bezeichnung finden!)? Was spricht dagegen, die eigenen Kinder selbst zu bekochen und in einer liebevollen Erziehung zu begleiten?
Und wenn die öffentliche Hand bis zu 1000 Euro pro Monat in die Hand nimmt, um einen institutionellen familienexternen Kinderbetreuungsplatz zu unterstützen, warum dann nicht ein „Familienmanagergehalt“für einen Elternteil, der zu Hause die eigenen Kinder/das Kind betreut?
Es wird sehr viel von der Entscheidungsfreiheit der Frau/der Eltern gesprochen. Würde die Familienarbeit entlohnt mit dem Vorteil der Sozialversicherung, könnten tatsächlich viele Väter oder Mütter, rein schon aus finanziellen Gründen, die Entscheidung leichter treffen, (vorübergehend) zu Hause zu bleiben. Die Familienerziehungszeit kann selbstverständlich für die Pensionszeit angerechnet werden. Monika Kößlbacher 5201 Seekirchen