Lange Gesichter bei den Roten
SPÖ fährt bei der Landtagswahl das schlechteste Ergebnis seit 1945 ein.
SALZBURG-STADT. „Verdammt, das gibt es doch nicht“, entfuhr es einem Funktionär bei der ersten Trendrechnung kurz nach 16 Uhr. Weniger als 20 Prozent der Stimmen – damit hatte in der SPÖ niemand gerechnet.
2013 fuhren die Roten nach dem Finanzskandal das schlechteste Wahlergebnis der Zweiten Republik in Salzburg ein. Sie verloren 15 Prozentpunkte und kamen nur mehr auf 23,8 Prozent.
In den vergangenen fünf Jahren setzte SPÖ-Chef Walter Steidl alles daran, die Scherben aufzukehren und die Partei wieder zu einen. Die Funktionäre hatten diesmal auf ein leichtes Plus gehofft. 25 Prozent könnten drinnen sein, hieß es noch am frühen Sonntagnachmittag bei der Wahlparty der SPÖ im Parkhotel Brunauer, das der Salzburger Arbeiterkammer gehört.
Doch diese 25 Prozent lagen weit außer Reichweite. Schlussendlich gingen sich 20,0 Prozent für die SPÖ aus. „Das ist natürlich ein schmerzlicher Wahlabend für uns“, sagte Parteichef Walter Steidl in einer ersten Reaktion. Doch es gebe auch positive Signale. „Ein Plus vor dem Ergebnis ist sich zwar nicht ausgegangen, aber zumindest das zweite Wahl- ziel haben wir geschafft, Platz zwei hinter der ÖVP zu halten.“
Dennoch dominierten zu Beginn Sorgenfalten, lange Gesichter und steinerne Mienen bei den Genossen. „Zuerst waren wir natürlich alle in Schockstarre“, sagte AK-Präsident Peter Eder. Die SPÖ habe es versucht, „ich habe gesehen, wie die Leute im Wahlkampf gelaufen sind, sie haben sich nichts vorzuwerfen.“Eder zollte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) Respekt: „Er hat in den vergangenen fünf Jahren alles richtig gemacht. Alles, was den Leuten nicht gefallen hat, wie die 380-kV-Leitung und Tempo 80, hat er den Grünen überlassen.“Diese Taktik sei voll aufgegangen.
In diese Kerbe schlug auch ExSPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bei ihrer Ansprache: „Die Grünen werden sich fragen müssen, was ihr Beitrag zu diesem Wahlergebnis war.“Sie zolle Walter Steidl großen Respekt. „Ich weiß noch genau, wie es vor fünf Jahren war. Der Wind, der uns entgegengeweht hat, war kalt und er war rau. Ihr seid trotzdem gestanden und nicht nur das, ihr seid gelaufen“, bedankte sich Burgstaller.
Die SPÖ sei die einzige Partei gewesen, die einen inhaltlichen Wahlkampf geführt habe, sagte der Gewerkschafter und zukünftige SPÖ-Landtagsabgeordnete Gerald Forcher.
Als Walter Steidl schließlich kurz vor 19 Uhr im Parkhotel Brunauer eintraf, begrüßten ihn seine Parteikollegen mit minutenlangem Applaus. „Danke für eure Leidenschaft und für eure Freundschaft“, sagte ein sichtlich gerührter Steidl. „Wir hätten uns das anders vorgestellt. Das schmerzt natürlich. Wir werden am Montagabend im Parteivorstand besprechen, wie es weitergeht.“Es liege an LH Haslauer, zu Koalitionsgesprächen einzuladen: „Er wird einen Regierungspartner brauchen. Wir stehen als konstruktiver Partner mit Handschlagqualität zur Verfügung“, bekräftigte Steidl.
Eine Chefdebatte wollte am Sonntagabend bei der SPÖ niemand führen. Es werde in den nächsten fünf Jahren zu einem Umbau an der Parteispitze kommen, sagte AK-Präsident Eder. Das habe nichts mit dem Wahlergebnis zu tun, sondern damit, dass Steidl heuer 61 werde.