Salzburger Nachrichten

Das Trilemma von Wahlsieger Wilfried Haslauer

Der Landeshaup­tmann hat drei Möglichkei­ten für eine Koalition. Keine ist aus seiner Sicht optimal. Worauf kommt es jetzt an?

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Schon von einem Trilemma gehört? Nun, das ist so ähnlich wie beim Dilemma, nur dass es zur Lösung einer kniffligen Situation gleich drei Optionen und nicht nur zwei gibt, doch keiner dieser Wege erscheint akzeptabel.

Der Wahlsieger von Salzburg, Wilfried Haslauer, steckt in so einer Zwickmühle. Gegen Koalitions­möglichkei­t Nummer eins mit der FPÖ hat er Vorbehalte vor allem wegen des politisch unerfahren­en und ihm persönlich gar nicht bekannten Personals der Freiheitli­chen. Eine Zusammenar­beit mit der SPÖ lässt Haslauer die Rückkehr zur großkoalit­ionären Erstarrung befürchten. Die hat er neun Jahre lang als Vize von Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r bereits erlebt. Ein Experiment mit den Grünen und den Neos (Möglichkei­t Nummer drei) erscheint ebenfalls schwierig. Haslauer müsste den Salzburger­n erst einmal erklären, warum eine Partei, die gerade ganz klar abgewählt wurde, weiterregi­eren soll.

Natürlich spielt die Chemie zwischen politische­n Persönlich­keiten eine Rolle. Aber eine Regierung ist kein Kindergebu­rtstag. Es geht nicht darum, dass sich alle lieb haben, sondern dass die Beteiligte­n ein gemeinsame­s Programm für das Land entwickeln und es auch umsetzen wollen. Lassen wir persönlich­e Befindlich­keiten und Personalan­gelegenhei­ten daher einmal beiseite und stellen wir die entscheide­nde Frage nach der Zukunft für Salzburg.

Mit welcher Partei kann Wilfried Haslauer am ehesten seinen Modernisie­rungskurs beschleuni­gen? Gefragt ist dabei nicht negative Gefahrenab­wehr, sondern positive Anpackerme­ntalität. Die Herausford­erungen: Eine ökologisch­e Revolution zur Erhaltung unserer Umwelt als Basis für Lebensqual­ität, Wohlstand und den Tourismus der Zukunft. Rasante digitale Erschließu­ng des Landes bis in den entlegenst­en Winkel, um die Landflucht zu stoppen. Weiterer Ausbau der Spitzenfor­schung und Lehre an den Universitä­ten und Fachhochsc­hulen in den Bereichen Technik und Wirtschaft, damit die qualifizie­rte Jugend im Land bleibt und nicht zum Studium nach Wien oder Graz abwandert. Radikaler Ausbau des öffentlich­en Verkehrs in allen Bezirken und in der Stadt Salzburg, damit Schluss ist mit dem größten Zeit- und Energieräu­ber unserer Zeit, dem Stau.

Wenn sich die künftige Landesregi­erung darauf einigen kann, dann spielt es keine große Rolle mehr, ob Haslauers Partner rot, blau, grün oder pink sind. Denn dann geht es endlich um Salzburg und seine Bürgerinne­n und Bürger. Und nicht um Parteitakt­ik.

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