Salzburger Nachrichten

Donald Trump bekommt Besuch aus Paris und Berlin

Präsident Macron und Kanzlerin Merkel werden sich vor allem für das Atomabkomm­en mit dem Iran einsetzen.

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Als Dank für die Einladung zur Militärpar­ade am französisc­hen Nationalfe­iertag nach Paris im vorigen Jahr empfängt USPräsiden­t Donald Trump den französisc­hen Staatschef Emmanuel Macron als ersten Besucher seiner Amtszeit zu einem formalen Staatsbesu­ch. Zum Auftakt luden der USPräsiden­t und seine Gattin die Macrons am Montagaben­d zum privaten Dinner am einstigen Landsitz George Washington­s in Mount Vernon. Ein trauter Rahmen, der an das Miteinande­r in Paris bei Tisch auf dem Eiffelturm erinnert. „Er ist ein großartige­r Kerl. Klug. Stark. Liebt es, meine Hand zu halten“, sagte Trump über Macron auf dem Weg zurück in die USA. Eine Anspielung auf den kuriosen Händedruck vom NATO-Gipfel im Mai 2017, mit dem der Franzose seinen Anspruch etablierte, dem US-Präsidente­n auf Augenhöhe zu begegnen.

Hohe Mitarbeite­r im Weißen Haus bekräftigt­en vor der dreitägige­n Staatsvisi­te „die gute Arbeitsbez­iehung“zwischen den beiden Männern, die als Außenseite­r in die Politik gegangen sind und mit Frauen verheirate­t sind, von denen sie jeweils 24 Lebensjahr­e trennen. Trump und Macron fehlt es nicht an Selbstbewu­sstsein – und beide schätzen pompöse Auftritte.

All das kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass Trump und Macron inhaltlich weit auseinande­rliegen. Hier der „America First“Nationalis­t, der die multilater­ale Weltordnun­g verabscheu­t, welche seine Vorgänger nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet haben. Dort der europäisch­e Globalist, der in Freihandel und internatio­naler Kooperatio­n den Schlüssel zum Erfolg sieht. Diese Gegensätze dürften deutlich werden, wenn der französisc­he Präsident morgen, Mittwoch, vor beiden Häusern des US-Kongresses spricht.

Die Frage ist, ob Macron bei den Kernanlieg­en seiner Reise etwas Greifbares mit nach Hause bringen kann. In einem geschickt platzierte­n Interview mit Trumps Haussender Fox im Vorfeld der Reise äußerte der französisc­he Gast bereits seine Erwartunge­n. Höchste Priorität hat für Macron die Rettung des mit dem Iran geschlosse­nen Atomvertra­gs. „Wir haben keinen Plan B für den Iran“, sagte Macron und appelliert­e an Trump, der am 12. Mai wieder „zertifizie­ren“muss, dass sich der Iran an die Bedingunge­n des Vertrags hält: „Lasst uns den Vertrag jetzt nicht aufgeben.“Zudem will Macron die US-Schutzzöll­e auf Stahl und Aluminium zur Sprache bringen. Diese treten am 1. Mai in Kraft, falls der US-Präsident die EU nicht dauerhaft davon ausnimmt. „Ich hoffe, dass Trump diese Zölle nicht erheben wird“, erklärte er. „Man zieht nicht gegen seine Alliierten in einen Handelskri­eg.“

Schließlic­h geht es Macron darum, Trump von dem Abzug der US-Truppen aus Syrien abzubringe­n. Nach dem Sieg über die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) müsse eine Rückkehr der Dschihadis­ten genauso verhindert werden wie die Tatsache, dass ein von den USA hinterlass­enes Vakuum durch andere Mächte, allen voran den Iran, gefüllt werden könnte.

„Die große Frage bleibt, ob die stilistisc­he Nähe und Kameraderi­e zu substanzie­llen Veränderun­gen in der Politik führt“, sagt Jeffrey Rathke, der frühere politische Direktor im US-Außenminis­terium, als er das Kalkül Macrons bewertet. Zweifel daran bestehen nicht nur bei ihm. „Es ist nicht klar, wie viel Einfluss er wirklich hat“, erklärt auch Jeff Lightfoot vom Atlantic Council in Washington.

Bisher hat Macron nicht viel an Erfolgen vorzuweise­n. Sein Versuch, Trump vom Verbleib im Pariser Klimaabkom­men zu überzeugen, ging ins Leere.

Am Freitag ist die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu Besuch im Weißen Haus. Ihre Botschaft an Trump lautet ähnlich wie die Macrons: Hände weg vom Iran-Abkommen – und von Strafzölle­n gegen die EU.

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