Salzburger Nachrichten

„Starker Verdacht“auf Korruption im Europarat

Auch zwei Österreich­er werden in dem Bericht der externen Ermittler erwähnt.

- SN, dpa, APA

Der Europarat in Straßburg zieht nach einem vernichten­den Bericht von externen Korruption­sermittler­n Konsequenz­en: Mitglieder der Parlamenta­rischen Versammlun­g, die sich unethisch verhalten haben, sollen ihr Mandat vorerst ruhen lassen, forderte am Montag der Präsident der Versammlun­g, Michele Nicoletti.

Am Sonntagabe­nd hatten die externen Ermittler ihren Bericht zur sogenannte­n Aserbaidsc­han-Affäre vorgestell­t. Darin heißt es, es gebe eine Gruppe von Personen, die für das autoritär regierte Aserbaidsc­han arbeiteten – und es in einem positiven Licht darstellte­n. Im Gegenzug soll Geld geflossen sein. Es gebe den „starken Verdacht“auf Bestechung durch Aserbaidsc­han bei mehreren Mitglieder­n der Parlamenta­rischen Versammlun­g.

Der Österreich­er Gerald Knaus, Vorsitzend­er der Denkfabrik European Stability Initiative (ESI), hat bereits 2012 über die „Kaviar-Diplomatie“der Regierung in Baku berichtet. Demnach soll eine Reihe von Abgeordnet­en mit Geldzuwend­ungen, aber auch Geschenken wie Kaviar, Luxusuhren oder Teppichen bestochen worden sein, um kritische Berichte über Wahlen oder die Menschenre­chtslage in dem autoritär regierten Land zu verhindern.

Auch seien die Wahlbeobac­hter der Organisati­on „Jahr für Jahr nach Aserbaidsc­han gefahren“und immer zu dem Schluss gekommen, dass die Wahlen demokratis­chen Standards entsproche­n hätten – im Gegenteil zur OSZE, sagt Knaus.

Einer dieser Beobachter des Europarats war SPÖ-Bundesrat Stefan Schennach. Ihm wird im Bericht angelastet, gegen den Verhaltens­kodex der Organisati­on verstoßen zu haben, weil er mit einer Menschenre­chtsaktivi­stin Kontakt hatte. Schennach zeigte sich verwundert über den Vorwurf, legte aber seine Funktion als Co-Berichters­tatter vorerst zurück.

Ebenfalls genannt wird in dem Bericht der externen Ermittler der ehemalige ÖVP-Mandatar Wolfgang Großruck.

Dabei wird allerdings aus einem Report der European Stability Initiative von 2012 zitiert. Demnach wollte Großruck, der im Jahr 2010 Wahlbeobac­hter der Parlamenta­rischen OSZE-Versammlun­g in Aserbaidsc­han war, gemeinsam mit Beobachter­n des Europarats einen ausführlic­heren Bericht des OSZEMensch­enrechtsbü­ros verhindern. Vielmehr habe er laut dem ESI-Bericht auf die „Anerkennun­g“des Fortschrit­ts in Aserbaidsc­han gedrängt.

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