Salzburger Nachrichten

Campino singt erstmals in China

Beim ersten Konzert der Toten Hosen an der Großen Mauer wurden ein paar Songs zensiert.

- SN, dpa

Beim ersten Konzert der Toten Hosen in China ist die Rockgruppe um Sänger Campino umjubelt worden. Die Musiker traten am Wochenende auf dem „Yugong Yishan“-Festival vor den Toren Pekings auf. Unweit der Großen Mauer bei Yanqing spielten sie als eine der Hauptattra­ktionen der zweitägige­n Veranstalt­ung vor gut tausend Zuschauern. Dauerregen und Wind beeinträch­tigten den ersten Tag des Open-Air-Festivals. Doch die Bands liefen zur Hochform auf und heizten dem Publikum ordentlich ein.

Angesichts der schlechten Wetterlage war Campino anfangs ein wenig enttäuscht. Doch die Widrigkeit­en spornten die Gruppe an: „Zu sehen, wie viele Leute sich da den ganzen Tag in den Regen stellen und sich trotz der Umstände eine gute Zeit machen – das ist dann so ein Moment, da gehst du raus und willst dir zweimal so viel Mühe geben wie sonst“, sagte er nach dem Konzert der Deutschen PresseAgen­tur.

Auch für die Veranstalt­er des Festivals sei es schwierig gewesen. „Da gehen dann zwei Gefühlswel­ten auf“, sagte Campino. „Schade, dass es nicht glückliche­r laufen konnte, aber anderersei­ts ist es auch so, dass wir genau dafür da sind, solche Leute zu unterstütz­en, die von selber was versuchen hinzustell­en“, meinte der Sänger über die Organisato­ren. „Auch gegen die Schwierigk­eiten der Institutio­nen anzukämpfe­n, dafür stehen wir ja da und das machen wir gerne.“

Neben Hits wie „Eisgekühlt­er Bommerlund­er“und „Hier kommt Alex“spielten Die Toten Hosen auch Stücke von ihrem jüngsten Album „Laune der Natur“. Campino berichtete, dass die chinesisch­e Zensur die Songs vorher überprüft und auch einige nicht zugelassen habe. So konnte die Gruppe den Song „Liebeslied“, in dem es um eine Straßensch­lacht in Berlin geht, nicht spielen. Andere Lieder – etwa „Push again“–, die der Sänger als heikel empfand, waren hingegen kein Problem. Campino zeigte sich gelassen: „Es ist die Art und Weise, wie du etwas bringst. Du kannst ein völlig harmloses Lied so singen, dass die Leute eine andere Verbindung dazu haben und den Subtext verstehen. Der Subtext kann nie gestrichen werden.“

Die 1982 gegründete­n Toten Hosen waren nicht die einzigen Vertreter aus Deutschlan­d auf dem Festival. The Notwist aus Oberbayern hatten den Zuschauern am Nachmittag ausgefeilt­en Indierock geboten. Bevor die Truppe um Campino das Programm des Tages beendete, spielte die Pekinger Band Re-Tros. Unter den Einflüssen von Bands wie Joy Division und Bauhaus haben die Post-Punker einen eigenen Sound entworfen, mit dem sie auch internatio­nal Aufmerksam­keit erregen. Im vergangene­n Jahr tourte Re-Tros als Vorgruppe von Depeche Mode.

Nach dem Festival-Auftritt taten Die Toten Hosen, was sie seit Beginn ihrer Karriere immer noch am allerliebs­ten tun. Sie gaben noch ein spontanes Aftershow-Konzert in der Pekinger Punkrock-Bar „School“, wo die chinesisch­e Musikszene zu Hause ist. Schließlic­h gehe es der Band bei ihren Auslandsre­isen vor allem darum, die Menschen vor Ort kennenzule­rnen, sagte Campino.

Dafür hat die Düsseldorf­er Band noch bis heute, Dienstag, Zeit. Da spielen sie in der asiatische­n Hafenmetro­pole Hongkong, bevor sie ab Juni zahlreiche Shows in Europa geben – unter anderem am 14. Juni beim Nova-Rock-Festival in Nickelsdor­f.

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BILD: SN/APA/ANDREAS PESSENLEHN­ER Campino rockt mit den Toten Hosen derzeit in China.

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