Die Katastrophe hat verändert
2013 geschah in Bangladesch die weltweit schlimmste Industrietragödie.
Weniger als eine Minute bräuchten seine Arbeiter bei Brandschutzübungen, um das Gebäude zu räumen, erzählt Nashir Uddin Mia. In seiner Textilfabrik One Composite Mills, 30 Kilometer nördlich von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, wird Kleidung für USFirmen und die deutsche Handballmarke Kempa hergestellt. Auf den Boden gemalte Pfeile weisen in Richtung Ausgang, im Treppenhaus hängen Evakuierungspläne.
Dass in der Textilindustrie des südasiatischen Landes lange ganz andere Verhältnisse herrschten, erfuhr die Welt exakt heute, Dienstag, vor fünf Jahren. Da stürzte das achtstöckige Rana-Plaza-Gebäude am Rande von Dhaka ein und mehr als 1100 Menschen kamen ums Leben. Als Reaktion auf Rana Plaza einigten sich im Mai 2013 internationale Bekleidungsunternehmen und Gewerkschaften auf ein rechtlich bindendes Abkommen (Accord), um Sicherheitsmängel in Zuliefer-Fabriken in Bangladesch systematisch zu beheben. In den letzten fünf Jahren wurden 25.000 Sicherheitsüberprüfungen in 1600 Fabriken durchgeführt. „Die Reparaturarbeiten und Sicherheitstrainings für die Arbeiterinnen und Arbeiter haben die Fabriken sicherer gemacht, aber nur rund ein Zehntel der überprüften Fabriken haben alle Mängel behoben. Eine Verlängerung des Abkommens ist dringend nötig“, sagt Gertrude Klaffenböck von der Clean Clothes Kampagne.
Im Vorjahr wurden nach Österreich Bekleidung und Bekleidungszubehör im Wert von rund 660 Millionen Euro aus Bangladesch importiert. Seit 2010 hat sich damit das Importvolumen verdreifacht. „Die steigenden Importe stehen im Widerspruch zur Tatsache, dass auf der Liste der Unterzeichner des Abkommens kein österreichisches Unternehmen zu finden ist“, sagt Klaffenböck.