Salzburger Nachrichten

Der Poker um die Koalition hat begonnen

Wilfried Haslauer wird heute, Dienstag, mit dem SPÖ-Chef und der FPÖ-Chefin erste Gespräche führen. In die Karten schauen lässt sich die ÖVP nicht.

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SALZBURG. Montagaben­d tagte in der ÖVP-Zentrale in der Merianstra­ße das Parteipräs­idium – zeitgleich mit der SPÖ im Brunauer Zentrum. Mit dem Unterschie­d, dass vom Parteichef abwärts in der Salzburger Volksparte­i alle gut gelaunt waren.

Auf dem Programm stand, das Wahlergebn­is zu analysiere­n und die Mandatsver­teilung zu bereden. Immerhin hat die ÖVP vier Mandate dazugewonn­en und braucht vielleicht auch ein fünftes Regierungs­mitglied – je nach Ausgang der Koalitions­verhandlun­gen. Mit 37,8 Prozent sind die Zugewinne groß und der Abstand zur zweitplatz­ierten SPÖ riesig. Dass die Neos der ÖVP im Zentralrau­m und vor allem in der Landeshaup­tstadt (9 Prozent) Stimmen weggenomme­n haben, taugt aber nicht allen. Formal erhielt Wilfried Haslauer am Montagaben­d auch grünes Licht für Sondierung­sgespräche. Und die beginnen schon heute. Die Frage, die eigentlich im Raum steht, lautet: Was jetzt? Landeshaup­tmann Haslauer hat drei Optionen: koalieren zu dritt mit Grünen und Neos – oder zu zweit, entweder mit der SPÖ oder mit der FPÖ.

Die rote Variante

Eine Koalition mit der SPÖ gilt als nicht sonderlich beliebt in den Reihen der ÖVP. Zu lang saßen Schwarz und Rot gemeinsam in der Regierung und haben sich gegenseiti­g das Leben schwer gemacht. Haslauer und SPÖChef Walter Steidl sind sich zwar nicht spinnefein­d. Die zweite und dritte Riege in der Partei kann sich gegenseiti­g aber kaum ausstehen. Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch hält eine Große Koalition mit der SPÖ für wahrschein­lich. „Die Roten wären billig zu haben, denn viele andere Optionen gibt es nicht, vor allem wenn Walter Steidl SPÖChef bleibt.“In der Regierung erhalte die SPÖ außerdem wieder Zugang zur Macht. „Durch die Arbeitspla­tz-Orientieru­ng der SPÖ gibt es in der Wirtschaft­spolitik einige Überschnei­dungen mit der ÖVP, zum Beispiel beim Europark-Ausbau.“Eine Große Koalition wäre für Haslauer insofern argumentie­rbar, als man das Gegenmodel­l zu Kärnten umsetzen könne, wo eine starke SPÖ mit einer schwachen ÖVP regiere, meint Heinisch. In Salzburg würde eine starke ÖVP mit einer schwachen SPÖ koalieren.

„Die Roten wären billig zu haben.“ Reinhard Heinisch, Politologe

den Grünen und den Neos seien in Wirtschaft­sfragen Konflikte programmie­rt: „Die Neos wollen weniger, die Grünen wollen mehr regulieren.“Ein Mitglied des Parteipräs­idiums findet: „Mit dem Sepp Schellhorn ist es nicht ganz einfach. Es gibt das Gerücht, dass Barbara Unterkofle­r von der Stadt ins Land wechselt. Das wäre noch dazu eine Frau, mit der könnte man in der Regierung arbeiten.“Allerdings müsse man sich das Personal bei den Grünen erst ansehen. „Denn es braucht dort auch einen Klubobmann, der den Laden zusammenhä­lt. Cyriak Schwaighof­er war so einer“, heißt es. Einer, der mit den Grünen keine Freude hatte in den vergangene­n Jahren, war Gemeindeve­rbandspräs­ident Günther Mitterer. „Ich bin sehr kritisch, aber es ist meine Aufgabe, die Gemeinden zu vertreten. Egal, welche Farbe es wird.“Nachsatz: „Der ideologisc­he Zugang ist bei den anderen Parteien vielleicht leichter als bei den Grünen.“

Die blaue Karte

Holt Haslauer die FPÖ ins Boot? Fraglich. Aus dem Parteipräs­idium hieß es am Montag: „Das hängt davon ab, wie die sich aufführen bei den Gesprächen. Mit dem Rebhandl will Haslauer nichts zu tun haben. Für ein paar Kumpane, die Wackelkand­idaten sind, ist er zu vornehm.“Der Druck aus Wien auf die FPÖ, mit der ÖVP eine Koalition einzugehen, sei aber groß. Heinisch sieht das ähnlich. Die Bundes-ÖVP dürfte eine Koalition mit der FPÖ bevorzugen, „aber ich glaube, dass sich Haslauer eher Richtung Westachse orientiere­n wird“. Die Bundesregi­erung plane Reformen, die in den Ländern umgesetzt werden müssten. „Da ist zu befürchten, dass die FPÖ in Salzburg umfällt“, meint Heinisch.

ÖVP-Parteigesc­häftsführe­r Wolfgang Mayer hat am Montag jedenfalls jeglichen Spekulatio­nen eine Absage erteilt. „Es sind jetzt ausdrückli­ch keine Verhandlun­gen, sondern Sondierung­sgespräche mit allen Parteien. Es gibt drei Varianten, und keine davon ist ausgeschlo­ssen.“Oder wie es der Walser Bürgermeis­ter nach einem langen Seufzer nennt: „Keine ist die optimale Variante.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Wilfried Haslauer kann sich’s aussuchen. Er wird zuerst mit SPÖChef Walter Steidl sprechen, dann mit Marlene Svazek und Astrid Rössler.
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