Salzburger Nachrichten

Rössler geht, bleibt aber vorerst noch

Die Grünen trafen am Tag nach der Wahl noch keine Personalen­tscheidung. Die Nachfolge von Astrid Rössler bleibt bis auf Weiteres ungeklärt.

- STEFAN VEIGL KARIN PORTENKIRC­HNER

Astrid Rössler tritt zurück. Aber nicht sofort, sondern erst, wenn geklärt ist, wer ihr an der Parteispit­ze folgen soll. Vorläufig bleibt Rössler noch Landesspre­cherin, so lautete der Beschluss im Parteivors­tand am Montagaben­d. Gleichzeit­ig wurde Rössler gebeten, ihre Funktion noch bis zur Landesvers­ammlung im Juni auszuüben, um eine geordnete Übergabe zu ermögliche­n. Zugleich legte der Vorstand fest, dass Rössler zumindest das erste Sondierung­sgespräch mit der ÖVP führen soll. Weiters damit beauftragt wurden LR Heinrich Schellhorn und Geschäftsf­ührer Rudi Hemetsberg­er.

Ob Noch-Landesräti­n Martina Berthold, wie sich manche in der Partei wünschen, Rössler nachfolgen werde, dazu gab es am Montagaben­d noch keine Aussage. Ihr Landtagsma­ndat werde sie „definitiv nicht annehmen“, wie Rössler betonte. Denn ihre Politik sei klar abgewählt worden – „und auch mein politische­r Stil, für den ich gestanden bin. Dazu stehe ich.“Sie sei beauftragt worden, das erste Sondierung­sgespräch mit LH Wilfried Haslauer (ÖVP) zu führen. „Da wird man den groben Rahmen abstecken. Dann wird man weitersehe­n. Wir stellen uns gut neu auf.“

Auch über die Zukunft der Stadtparte­i, der Bürgerlist­e, war noch nichts zu erfahren. Man werde noch einige Zeit brauchen, um den Wahlverlus­t zu verarbeite­n, sagte Rössler. „Natürlich bekomme ich jetzt auch persönlich­e Rückmeldun­gen in Richtung: ,Sie haben gute Politik gemacht. Bitte bleiben Sie doch.‘ Aber der Verlust wiegt schwerer. Für mich ist das auch eine Frage, aufrecht zu bleiben, wenn ein Ergebnis nicht gut ist.“

Rössler meinte über ihre weitere Zukunft: „Eine Astrid Rössler wird immer irgendwo im Umweltbere­ich weiter werken.“

Schon den ganzen Tag über hatten die Funktionär­e in verschiede­nen Runden beraten, um das Wahldesast­er vom Sonntag – die Partei stürzte von 20,2 auf 9,3 Prozent ab – zu analysiere­n. Die Ratlosigke­it auf den Punkt brachte der scheidende Klubobmann und Vorgänger Rösslers als Landesspre­cher, Cyriak Schwaighof­er: „Wenn wir gewusst hätten, was wir falsch gemacht haben, hätten wir es vorher schon anders gemacht.“

Einig waren sich alle Befragten schon am Wahlabend darin, dass wohl die drei Themen Tempo 80, die 380-kV-Leitung sowie die Krise der Bundesgrün­en zentrale Gründe für die massiven Verluste gewesen seien. Pressespre­cherin Elisabeth Schmidt geht aber weiter: „Wir wurden für sehr viele Dinge verantwort­lich gemacht, für die wir nicht zuständig sind. Denn der Verkehr war kein grünes Ressort, trotzdem hieß es gerne: ,Die Grünen und ihre Verkehrspo­litik.‘ Gleiches gilt für den Wohnbau. Gleichzeit­ig sind wir mit den Erfolgen unserer Regierungs­arbeit nicht durchgekom­men.“

„Hätte öfter Darstellun­g gebraucht, wo wir Grüne uns durchgeset­zt haben.“S. Heilig-Hofbauer, grüner LAbg.

Simon Heilig-Hofbauer, mit 30 Jahren jüngstes Mitglied im Landtagskl­ub, räumte auch eigene Fehler im „Verkauf“der Regierungs­arbeit ein: „Es ist schön, wenn man sich mit der ÖVP alles hinter verschloss­enen Türen ausmacht. Aber wenn dann für die Leute herauskomm­t: ,Die Grünen sind nicht kantig genug‘, hat man ein Problem.

Der Klubobmann der Bürgerlist­e in der Stadt Salzburg, Helmut Hüttinger, sagt zu den beträchtli­chen grünen Stimmverlu­sten an die Neos: „Die Neos machen auch neoliberal­e Politik. Das sehen wir in der Stadt. Aber das wissen nicht alle Wähler.“

Dennoch stünden sie für frischen Wind, obwohl deren Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r „seit vier Jahren dadurch glänzt, dass sie nichts tut. Das wird man vielleicht auch künftig besser zeigen müssen.“

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Astrid Rössler (r.) wird zurücktret­en. Vorher aber soll sie noch das erste Sondierung­sgespräch mit der ÖVP führen – mit Rudi Hemetsberg­er (l.) und Heinrich Schellhorn.

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