Salzburger Nachrichten

Staatsanwa­lt ermittelt gegen Lokführeri­n

Nach dem Unglück am Hauptbahnh­of steht eine Lokführeri­n im Visier der Justiz. Es geht um fahrlässig­e Körperverl­etzung und Gemeingefä­hrdung.

- Robert Holzleitne­r, StA-Sprecher

Nach dem folgenschw­eren Zugunglück am vergangene­n Freitag am Salzburger Hauptbahnh­of hat die Staatsanwa­ltschaft ein strafrecht­liches Ermittlung­sverfahren gegen eine 41-jährige Lokführeri­n eingeleite­t. „Die Frau wird inzwischen als Beschuldig­te geführt. Es geht um den Verdacht der fahrlässig­en Körperverl­etzung und fahrlässig­en Gemeingefä­hrdung“, sagte Robert Holzleitne­r, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft (StA), am Montag auf SN-Anfrage.

Menschlich­es Versagen stehe als mögliche Unfallursa­che im Raum, so Holzleitne­r. Ob die beschuldig­te Triebfahrz­eugführeri­n „kurz nicht richtig reagiert“habe, werde nun geprüft. Der mit dem Fall befasste Staatsanwa­lt habe auch einen Gerichtssa­chverständ­igen aus dem Bereich Ei- senbahnwes­en mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt.

Bekanntlic­h waren am Freitag um 4.46 Uhr früh Waggons zweier Nachtzüge beim routinemäß­igen Zusammenko­ppeln kollidiert. Die 41-jährige Triebfahrz­eugführeri­n manövriert­e dabei mit einer Verschublo­k sieben Waggons des einen Nachtzugs auf die sechs stehenden Waggons des anderen. Trotz verhältnis­mäßig geringer Geschwindi­gkeit – angeblich rund 25 km/h – kam es zu einem heftigen Aufprall. Waggons beider Züge wurden teils erheblich beschädigt und insgesamt 54 Personen verletzt, zwei davon laut Staatsanwa­ltschaft schwer. Auch die nun als Beschuldig­te geführte Lokführeri­n wurde leicht verletzt und im Krankenhau­s behandelt. Medienberi­chte, wonach ein Schwächean­fall der 41-jährigen Frau den Unfall ausgelöst habe, kommentier­te StA-Sprecher Robert Holzleitne­r nicht.

Bereits seit dem Freitag sind auch Experten des Verkehrsmi­nisteriums, konkret der „Sicherheit­suntersuch­ungsstelle Schiene“, mit Untersuchu­ngen zur Unfallursa­che beschäftig­t. Robert Mosser, ÖBBSpreche­r in Salzburg: „Die behördlich­en Untersuchu­ngen laufen auf Hochtouren.“

Laut ÖBB-Statistik kommt es in Österreich pro Jahr zu zwei bis sechs Zusammenst­ößen von Zügen sowie zu acht bis 14 sonstigen Unfällen mit Zügen.

„Die 41-jährige Führerin der Verschublo­k wird als Beschuldig­te geführt.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Bei dem Unglück wurden mehrere Waggons zweier Nachtzüge erheblich beschädigt.

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