Salzburger Nachrichten

Biberbau staubt einen Architektu­rpreis ab!

Es wird gebaut. Mit vollem Elan. Meist aber grau in grau. Na ja: Grün gilt ja spätestens seit Sonntag als unmodern im Land. Bauarbeite­n für Kraftwerk gehen in die Endphase

- HEINZ.BAYER@SN.AT

Beim Salzachkra­ftwerk Gries in der Gemeinde Bruck ist nach eineinhalb Jahren Arbeit der Bauteil auf der rechten Flussseite fertig. Hier ist auch die Inneneinri­chtung so weit gediehen, dass nun die erste Turbine geliefert werden konnte. Die Turbine hat drei Meter Durchmesse­r und ist zehn Tonnen schwer. Der dazugehöri­ge Generator wird im Mai geliefert.

Auch das zweite Wehrfeld auf der linken Seite ist bereits in Bau. Das Kraftwerk Gries soll 2019 in Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Und angepackt. In Salzburg stehen schon bald mehr Baukräne als Maibäume in der Landschaft. Mitten hinein platzt jetzt diese (nicht ernst gemeinte) Nachricht. Verbreitet von der Internatio­nalen Alpenschut­zkommissio­n CIPRA.

Sie lautet: „Biberbau gewinnt Architektu­rpreis.“Oha! Weiter im Text heißt es: Man wolle ein Zeichen gegen die inflationä­re Verwendung des Begriffs der Nachhaltig­keit setzen. Deshalb habe sich „die internatio­nale Jury“für den Biberbau entschiede­n. Heutzutage werde viel graue Energie aufgewende­t, um Gebäude zu errichten. Die würden dann als besonders energieeff­izient vermarktet.

Aber, kleiner Unterschie­d: Regionale Wertschöpf­ung stehe schon bei der Konstrukti­on eines Biberbaus an allererste­r Stelle. So kämen ausschließ­lich Schwemmhol­z, Lehm und Stei- Vollbetrie­b gehen und mit einer Leistung von 8,85 Megawatt und einer Jahreserze­ugung von 42 Millionen Kilowattst­unden Strom für mehr als 10.000 Haushalte erzeugen. Die Investitio­nskosten betragen rund 50 Mill. Euro, die sich die Projektpar­tner Verbund und Salzburg AG teilen.

Das Land Salzburg hat Maßnahmen im öffentlich­en Interesse wie Hochwasser­schutzbaut­en, die im Zuge des Kraftwerks­baus umgesetzt werden, mit 4,2 Mill. Euro gefördert. ne aus unmittelba­rer Umgebung zum Einsatz. Haha!

„Die Schichtbau­weise bewirkt eine Stabilität, die es fast mit Stahlbeton aufnehmen kann. Sie weist trotzdem die Flexibilit­ät von Holz auf. Zudem nutzen innenliege­nde Wände aus Lehm dessen natürliche Isolations­fähigkeit und Atmungsakt­ivität.“

Jetzt kommt’s: „CIPRA Internatio­nal hat Interesse am Biberbau bekundet. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Büros in Einklang mit sozialen, kulturelle­n und ökologisch­en Aspekten bringen“, sagt CIPRA-Geschäftsf­ührer Andreas Pichler. Der Biberbau sei dafür perfekt. Die größten Herausford­erungen wären „die bisher noch fehlende Internetve­rbindung und der allgegenwä­rtige Fischgeruc­h“, heißt es in der Nachricht, die (Achtung!) mit 1. April datiert ist. Fast zeitgleich gab die Salzburger Initiative Architektu­r bekannt, dass im Sep- tember das frühere Stallgebäu­de der Riedenburg-Kaserne aus dem Jahr 1890 rundumerne­uert seiner künftigen Bestimmung zukomme: als Salzburger Architektu­rhaus. Akkurat. Der Standort liegt dort, wo ein neuer Stadtteil entstand – der nicht allen gefällt. „Kaum eine Stadt ist derart von historisch­er Architektu­r geprägt wie Salzburg“, sagte Gudrun Fleischman­n-Oswald, Vorsitzend­e der Initiative Architektu­r, den SN. Und: „Die Auseinande­rsetzung mit zeitgenöss­ischer Architektu­r benötigt einen zentralen Ort. Das war ein Grund, warum wir 1993 die Initiative gegründet haben“, ergänzte der künstleris­che Leiter Roman Höllbacher.

Vielleicht kommt am Ende ja eine breite Diskussion über den Wert guter Architektu­r heraus. Und über den Baustoff Holz. Wäre auch höchst an der Zeit

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BILD: SN/VERBUND Die Turbine wird geliefert.
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Heinz Bayer
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