Salzburger Nachrichten

Moser und die Widerständ­e

Justiz- und Reformmini­ster Josef Moser ist nach überwunden­er Krankheit wieder da. Seine Aufgabe ist nicht einfacher geworden.

- ANDREAS KOLLER HELMUT SCHLIESSEL­BERGER

WIEN. Eine Sitzgarnit­ur irgendwo im Grünen, auf dem Tisch eine Flasche Wasser und eine Schüssel mit Obst. Auf der Bank sitzt Justiz- und Reformmini­ster Josef Moser und erzählt dem ÖVP-Kommunikat­or Peter L. Eppinger von seiner Krankheit: Schüttelfr­ost, Spital, Sepsis, Antibiotik­a, Fieber. Dank an Ärzte, Ärztinnen und Schwestern im AKH. Mit diesem Video, das die ÖVP am Montag um neun Uhr vormittags online stellte, meldete sich der Minister (Stimme aus dem Off: „Josef Moser, der selbstbewu­sste, immer freundlich­e Reformer“) zurück ins politische Leben.

Dass die ÖVP die Genesung des Ministers derartig breitfläch­ig inszeniert­e und kommunizie­rte, kommt nicht von ungefähr. Denn dem als „Superrefor­mminister“angetreten­en parteilose­n Quereinste­iger mit freiheitli­chem Vorleben schlägt Widerstand all jener entgegen, die Reformen eher skeptisch gegenübers­tehen. Und das sind sehr viele. Beispielsw­eise die nach der Serie an siegreiche­n Landtagswa­hlen gestärkten Landeshaup­tleute. Und auch auf Bundeseben­e machte sich in den letzten Wochen Unmut über Moser breit. Einige Gesprächsp­artner nennen ihn hinter vorgehalte­ner Hand „Schwachste­lle“und „Ablösekand­idat“. In der Tat machten prompt Rücktritts­gerüchte die Runde, als vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass sich der Minister in Spitalspfl­ege begeben musste.

Moser musste einige Kritik einstecken, weil er zwar dem mageren Justizbudg­et zugestimmt hatte, in der Folge aber gegen die Sparvorgab­en für die Justiz auftrat und Budget-Nachverhan­dlungen verlangte. Dies trübte das Bild eines Reformmini­sters, der in seinen zwölf Jahren als Rechnungsh­ofpräsiden­t stets wortreich für Einsparung­en eingetrete­n war. Und gern von einer möglichen Optimierun­g von Verfahren, kürzeren Verfahrens­dauern, besserer Steuerung innerhalb der Justizverw­altung, effektiver­er Dienstaufs­icht und der Nutzung von Synergieef­fekten redete.

Sein nunmehrige­r Ruf nach mehr Geld für sein Justizress­ort verhallte indes ungehört, und seither ist Moser mit den Protesten von Richtern und Staatsanwä­lten konfrontie­rt. Derlei Konflikte sind ungewohnt für Moser, der sich als Rechnungsh­ofpräsiden­t – aus der FPÖ kommend, aber überpartei­lich agierend – den Respekt aller Parteien erworben hatte.

Auch unter den Landeshaup­tleuten hat Quereinste­iger Moser, den ÖVP-Chef Sebastian Kurz im vergangene­n Sommer als Nummer drei auf der ÖVP-Wahlliste präsentier­t hatte, nicht nur Freunde. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass der redegewand­te Kärntner Jurist eigentlich als Finanzmini­ster für die Regierung Kurz-Strache vorgesehen gewesen war. Dies sei auf Druck mächtiger ÖVP-Kreise aber verhindert, Moser mit dem vergleichs­weise machtlosen Justizmini­sterium abgefunden worden. Diese Darstellun­g wird in der ÖVP freilich zurückgewi­esen. In den Ländern hat man jedenfalls nicht vergessen, dass der seinerzeit­ige RH-Präsident Moser mehrfach vor „tickenden milliarden­schweren Zeitbomben“in den Landesfina­nzen warnte und sich mit dem damaligen niederöste­rreichisch­en Finanzland­esrat Wolfgang Sobotka – er ist heute Nationalra­tspräsiden­t – manch Scharmütze­l lieferte.

Wie etliche andere Minister der ÖVP-Regierungs­mannschaft (Hartwig Löger, Margarete Schramböck, Juliane Bogner-Strauß, Heinz Faßmann) verfügt Moser in der Volksparte­i über keinerlei Hausmacht. Seine politische Position hängt ausschließ­lich vom Wohlwollen des Bundeskanz­lers und Parteichef­s ab.

„Solange ich die Chance habe, Österreich neu zu bauen, tue ich das.“Josef Moser, im Facebook-Interview

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BILD: SN „Ich hatte sehr hohes Fieber, eine Blutvergif­tung mit Komplikati­onen“, sagt Josef Moser im ÖVP-Video.

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