Salzburger Nachrichten

Glamour-Politik: Die Macrons besuchen Trump

US-Präsident Donald Trump bereitet seinem Gast aus Frankreich einen glanzvolle­n Empfang. Aber im Streit um den Iran-Deal hat Präsident Emmanuel Macron eine ganz andere Position.

- BILD: SN/AFP/LUDOVIC MARIN

Donald Trump hat sich für seinen ersten Staatsbesu­ch im Weißen Haus lange Zeit gelassen. Zum Auftakt der Visite von Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron verbreitet­e der US-Präsident am Dienstag viel Pathos: Eine Freundscha­ft verbinde beide Länder; Frankreich sei der älteste Alliierte der USA. Die Ehepaare Trump und Macron begrüßten einander auf französisc­he Art mit je zwei angedeutet­en Wangenküss­en. In den sozialen Medien war vor allem der große, weiße Hut von Melania Trump ein Gesprächst­hema.

Europäer ziehen rote Linie für Washington

WASHINGTON. Am Montagaben­d hatte das Ehepaar Trump ein privates Abendessen für das Ehepaar Macron gegeben. Schöne Bilder gab es von diesem Vierertref­fen in Mount Vernon (Virginia), dem Landsitz des ersten US-Präsidente­n George Washington. Zum ersten Staatsbesu­ch seiner Amtszeit hat der amtierende US-Präsident Donald Trump seinen französisc­hen Kollegen Emmanuel Macron am Dienstag mit militärisc­hen Ehren vor dem Weißen Haus begrüßt. Anschließe­nd standen Gespräche über politische Themen auf dem Programm: Handelsfra­gen, SyrienKonf­likt, Iran-Deal.

Dabei traten die Differenze­n scharf zutage. Das Atom-Abkommen mit dem Iran sei eine „schrecklic­he“, eine „verrückte“Vereinbaru­ng, sagte Trump. Macron bewertete es dagegen als wichtig. Es sei Teil eines breiteren Sicherheit­skonzepts in der Region.

Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien haben mit den USA die Grundzüge einer Vereinbaru­ng ausgehande­lt, die Präsident Trump von einer Kündigung des Nuklearabk­ommens mit dem Iran abhalten soll. Nach Informatio­nen der „Süddeutsch­en Zeitung“(München) sind sich europäisch­e und amerikanis­che Unterhändl­er einig, dass dem Iran wegen seiner umstritten­en Raketentes­ts und der aggressive­n Regionalpo­litik mit neuen Sanktionen gedroht werden soll. Das Atomabkomm­en soll im Kern unangetast­et bleiben, wird aber in Teilen neu interpreti­ert. Der Iran lehnt Vertragsän­derungen ab und hat harte Reaktionen angekündig­t.

Frankreich­s Staatschef Macron und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel führen in dieser Woche in Washington Gespräche nicht zuletzt mit dem Ziel, Trump von einer Kündigung des Atomabkomm­ens abzuhalten. Der Präsident muss alle vier Monate die Aussetzung der US-Sanktionen verlängern, die jüngste Frist endet am 12. Mai. Trump hat immer wieder mit dem Ausstieg gedroht.

Die Verhandlun­gen zwischen den US-Vertretern und den Vertretern der europäisch­en Außenminis­terien sind noch nicht abgeschlos­sen. Die US-Seite signalisie­re, dass sie letztlich nicht für die Reaktion des Präsidente­n garantiere­n könne, hieß es. Die europäisch­e Seite habe sich allerdings auf eine rote Linie geeinigt: Sollte Trump das Iran-Abkommen ohne Rücksicht auf die Europäer kündigen, dann werde man den USA die Gefolgscha­ft in der Iran-Politik kündigen.

Das Abkommen, das nach jahrelange­n Verhandlun­gen im Juni 2015 zwischen dem Iran und der Gruppe der fünf UNO-Vetomächte und Deutschlan­d geschlosse­n wurde, soll sicherstel­len, dass der Iran nicht die Fähigkeite­n zum Bau einer Atombombe erlangt. In dem Abkommen willigt der Iran ein, seine Urananreic­herung deutlich zu reduzieren und verschärft­e internatio­nale Kontrollen seiner Atomanlage­n zu akzeptiere­n.

Nachdem Teheran diese Bedingunge­n erfüllt hatte, hoben UNO, USA und EU im Jänner 2016 die im Atomstreit verhängten Finanz- und Handelssan­ktionen auf. Die Internatio­nale Atomenergi­e-Organisati­on (IAEO) hat seitdem wiederholt bestätigt, dass sich der Iran voll an das Wiener Abkommen hält.

Trump bezeichnet es als wesentlich­en Mangel des Abkommens, dass die Restriktio­nen für Irans Nuklearpro­gramm ab 2025 auslaufen. Er wirft Teheran vor, mit seinem Raketenpro­gramm und seinem aggressive­n Kurs in der Region gegen den „Geist“der Vereinbaru­ng zu verstoßen. Trump beschuldig­t Teheran insbesonde­re, die zusätzlich­en Einnahmen aus dem Ölexport zu nutzen, um proiranisc­he Milizen im Irak, in Syrien und im Jemen aufzurüste­n. Trump fordert, die AtomRestri­ktionen zu verlängern, Irans Raketenpro­gramm einzudämme­n und seinem Kurs in der Region stärker entgegenzu­treten.

 ??  ??
 ?? BILD: SN/AFP ?? Vierertref­fen in Mount Vernon: US-Präsident Donald Trump mit Gattin Melania, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron mit Gattin Brigitte.
BILD: SN/AFP Vierertref­fen in Mount Vernon: US-Präsident Donald Trump mit Gattin Melania, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron mit Gattin Brigitte.

Newspapers in German

Newspapers from Austria