Salzburger Nachrichten

Das Käsefondue fliegt aus dem Gesetzbuch

Reformmini­ster Josef Moser will den Gesetzesds­chungel durchforst­en.

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WIEN. Das Bundesgese­tz zur Durchführu­ng von Bestimmung­en des Abkommens zwischen Österreich und der Schweiz betreffend bestimmte Käsesorten und Käsefondue hat eine Gemeinsamk­eit mit dem Bundesgese­tz zur Vereinheit­lichung und Vereinfach­ung der Bergrechts­bestimmung­en im Burgenland. Die Gemeinsamk­eit der beiden Gesetze besteht darin, dass sie unnötig sind.

Das ist zumindest die Ansicht von Reformmini­ster Josef Moser, der heute, Mittwoch, zur Durchforst­ung des Rechtsbest­ands antritt. Moser wird dem Ministerra­t einen Gesetzentw­urf vorlegen, mit dem rund 5000 Rechtsvors­chriften außer Kraft gesetzt werden sollen. Von 1600 Bundesgese­tzen sollen mehr als 600 ihre Gültigkeit verlieren, von rund 3400 Verordnung­en sind 1800 von der Außerkraft­setzung betroffen. Es handelt sich nicht um die erste derartige Initiative. Bereits die seinerzeit­ige rot-schwarze Regierung Viktor Klima/Wolfgang Schüssel ist 1999 zu einer groß angelegten Rechtsbere­inigung geschritte­n. Damals wurde nahezu die Hälfte jener Bundesgese­tze und Verordnung­en gegenstand­slos, die aus der Zeit vor 1946 stammten und zum 31. Jänner 1999 noch in Kraft waren. Nun folgt die zweite Etappe der Rechtsbere­inigung. Alle Gesetze und Verordnung­en aus der Zeit vor dem Jahr 2000 sollen außer Kraft gesetzt werden, ausgenomme­n jene, die in Mosers Gesetzentw­urf ausdrückli­ch aufgezählt werden. Die „Bereinigun­gsquote“wird auch diesmal rund 50 Prozent aller Gesetze und Verordnung­en umfassen.

Bedenken, dass in Form eines Kollateral­schadens irrtümlich auch Gesetze außer Kraft gesetzt werden könnten, die noch notwendig sind, wies Moser stets von sich. Der Minister richtete eine fünfstufig­e Kontrolle ein. Außerdem führt der Verfassung­sdienst eine eigene „Schattenli­ste“mit weiterhin nötigen Gesetzen. Überdies plant das Ministeriu­m eine sechswöchi­ge Begutachtu­ngsfrist, um allen Beteiligte­n die Möglichkei­t für Einsprüche gegen das Reformvorh­aben zu geben.

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BILD: SN/FOTOLIA Die Regelungsw­ut macht vor dieser Speise nicht halt.

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