Motiv für Amokfahrt ist ein Rätsel
Verdächtiger soll Probleme im Umgang mit anderen gehabt haben.
In den letzten Momenten vor seiner Festnahme scheint der Amokfahrer aus Toronto selbst den Tod zu wollen. „Töte mich!“, ruft er dem Polizisten zu, der seine Dienstwaffe auf ihn gerichtet hat. „Nein, auf den Boden!“, ruft der Beamte zurück. „Schieß mir in den Kopf!“, versucht es der Fahrer noch einmal. Aber es fällt kein Schuss, der Mann gibt auf. Kurz darauf liegt er auf dem Gehweg, das Knie des Polizisten im Rücken.
Das Video von der Festnahme in Kanadas Metropole lässt vermuten, wie verwirrt der Fahrer nach seiner Attacke mit einem Lieferwagen gewesen sein mag. Mindestens zehn Menschen sterben und 15 werden verletzt, als er den weißen Transporter am Montag minutenlang über Gehwege einer Einkaufsmeile im Norden der Stadt lenkt.
Den Täter identifiziert die Polizei später als einen 25-Jährigen, der nicht weit entfernt im Vorort Richmond Hill lebte. Er soll in der Nähe Informatik studiert und parallel mehrere Jobs als Software-Entwickler gehabt haben. Laut Polizei war der Mann vorher noch nicht aufgefallen. Ermittelt werde in alle Richtungen, sagte Polizeichef Mark Saunders. Auch die Möglichkeit eines terroristischen Hintergrunds ist damit nicht ausgeschlossen. Doch früheren Bekannten am Seneca College zufolge hatte der Verdächtige keine stark ausgeprägten politischen oder religiösen Ansichten – zumindest keine, die er sichtbar nach außen trug. Aber der Umgang mit anderen habe ihm Probleme bereitet, sagt ein Kommilitone.
Der Verdächtige wurde des zehnfachen Mordes und des versuchten Mordes in 13 weiteren Fällen angeklagt. Das bestätigte ein Gerichtssprecher am Dienstag. Der nächste Gerichtstermin soll in rund zwei Wochen stattfinden.