300 rassistische Übergriffe auf Muslimas
Antimuslimischer-Rassismus-Report: Auch Schmieraktionen an Gebäuden nahmen deutlich zu.
Zum bereits dritten Mal hat die Dokumentationsstelle für Islamfeindlichkeit ihren jährlichen Rassismus-Report präsentiert. Das Fazit ist wenig erfreulich: Es werden immer mehr rassistische Vorfälle gegen Muslime gemeldet. Die Zahl stieg von 156 im Jahr 2015 auf 256 im Jahr darauf. 2017 wurden bereits 309 Übergriffe dokumentiert.
Besonders auffällig: 98 Prozent der Opfer waren Frauen. Die Berichte reichen von Pöbeln bis hin zu wüsten Beschimpfungen und sogar tätlichen Angriffen. Das Kopftuch scheint dabei als primäres Identifizierungsmerkmal herhalten zu müssen. Die Mitarbeiterinnen der Dokumentationsstelle hoben diesbezüglich auch einen Fall hervor, in dem eine nicht muslimische Frau, die dieses Kleidungsstück ohne besonderen Hintergrund getragen hatte, verbal attackiert worden sei.
Auch die Zahl der Hasspostings im Internet habe einen Anstieg verzeichnet. Wiederum würden hauptsächlich Frauen angegriffen.
Ebenfalls Auffälligkeiten gab es beim Zeitpunkt der Meldungen. Vor allem im Oktober 2017, rund um den Zeitpunkt der Nationalratswahl, wurde rund ein Viertel aller Attacken registriert – ähnlich wie 2016, als der Bundespräsident gewählt wurde. Aber auch im Mai und Juni, wenn die Muslime ihren Fastenmonat Ramadan begehen, waren Höhepunkte zu verzeichnen. Eine eklatante Zunahme wurde in diesen Phasen vor allem bei den Beschmierungen von Gebäuden registriert, in denen muslimische Organisationen oder Institutionen beheimatet sind. Insgesamt wurden im Vorjahr 59 Fälle gemeldet. Die meisten Beschmierungen mit islamfeindlichen Parolen fanden in den Bezirken Favoriten und Alsergrund statt. In letzterem besonders an den Fassaden von Gebäuden der Universität Wien. Überdurchschnittlich viele Meldungen gab es auch aus der Inneren Stadt sowie der Leopoldstadt.
Dabei erhebt die Initiative keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die meisten Fälle der 309 dokumentierten Übergriffe stammen aus der Bundeshauptstadt, wo die Initiative ansässig ist. Aus den anderen Bundesländern gab es wenig bis gar keine Informationen. Deshalb plant die „Dokustelle“weitere Büros außerhalb Wiens. Ein Zeitpunkt dafür wurde allerdings nicht genannt.
Die Verfasser des Berichts kamen überdies zu dem Schluss, dass die rassistischen Angriffe 2017 vor allem türkenfeindlich waren. Im ersten Report für 2015 stand noch die Fluchtbewegung aus Syrien nach Europa im Vordergrund.