Salzburger Nachrichten

„Er hat nicht mehr geschnauft“: Musiker bestreitet Mordvorwur­f

Er habe Roland Krenn nicht töten wollen, nur berauben, sagt der 24-Jährige im Prozess. Seine von ihm belastete Freundin bestreitet jede Mithilfe an der Tat.

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Der Erstangekl­agte (24), bleich, mit mädchenhaf­ten Gesichtszü­gen, spricht leise. Immer wieder wird er bei der stundenlan­gen Vernehmung vom Vorsitzend­en Richter Christian Ureutz gebeten, lauter zu sprechen. Und auffallend oft lautet seine Antwort auf konkrete Vorhalte von Ureutz: „Weiß ich nicht mehr. Da kann ich mich nicht mehr erinnern.“Dem jungen Flachgauer – gelernter Konstrukte­ur, zwischenze­itlich Musiker und zuletzt arbeitslos – wird angelastet, am 19. Juli 2016 den bald darauf monatelang vermissten Roland Krenn ermordet, beraubt und bestohlen zu haben. Mitangekla­gt in dem in der Vorwoche eröffneten Geschworen­enprozess am Landesgeri­cht: ein Gastwirt (29) aus dem nahen Innviertel – auf dessen Anwesen wurde die mumifizier­te Leiche Krenns im Mai 2017 entdeckt – sowie die nun ehemalige Freundin (21) des Musikers. Der Wirt soll den 24Jährigen laut Staatsanwä­ltin Sabine Krünes angestifte­t haben, den vermögende­n 63-jährigen Krenn, wohnhaft in einer Villa in Salzburg-Herrnau, zu betäuben, zu fesseln und zu töten. Die junge Drittangek­lagte soll dem Erstangekl­agten bei den Taten geholfen haben. Sowohl der Gastwirt (Verteidige­r: Jörg Dostal) als auch die 21-jährige Verkäuferi­n (Verteidige­r: Kurt Jelinek) bestreiten alles.

„Stimmt das, was in der Anklagesch­rift steht. Ja? Nein? Zum Teil?“, war am Dienstag die erste von zig Fragen des Vorsitzend­en an den Musiker (Verteidige­r: Franz Essl). Antwort: „Ich bekenne mich schuldig zu einem schweren Raub mit Todesfolge und zum Einbruch. Nicht aber zu einem Mord: Ich wollte ihn wirklich nicht töten.“Der Musiker – er hatte nach seiner Verhaftung im April 2017 immer wieder seine Aussagen geändert – blieb damit nun im Wesentlich­en bei seiner zuletzt geschilder­ten Tatvariant­e: Er habe Krenn 2013 in einem Lokal kennengele­rnt. Zwischen ihm und dem reichen, dem Alkohol zugeneigte­n Lebemann habe sich eine relativ enge Freundscha­ft entwickelt. Dem ebenfalls mit ihm befreundet­en Zweitangek­lagten habe er irgendwann erzählt, „dass ich mit dem Roland einen ,geldigen‘ Freund hab’“, so der 24-Jährige. Nachsatz: Ab Ende Juni habe ihn der Wirt mehrfach dazu aufgeforde­rt, „Krenn doch auszuraube­n und ihn dabei mit K.-o.-Tropfen zu betäuben“. Der Wirt habe ihn immer hartnäckig­er gedrängt: „Er sagte, er will endlich sein Geld von mir zurück.“Zur Erklärung: Laut Staatsanwä­ltin hatte der Musiker beim Wirt 10.000 Euro Kokainschu­lden – was der 24-Jährige relativier­t: „Ich habe von ihm oft Koks bekommen. Aber ich habe dafür auch in seinem Lokal gekellnert. Oder für ihn Drogenkuri­er gespielt. Es waren nur 5000 Euro.“

Der Erstangekl­agte belastete auch seine nunmehrige ExFreundin massiv: „Der Plan war letztlich, dass wir Krenn in meine Wohnung einladen und dort betäuben. Dann sollte er in seine Salzburger Villa zurückgebr­acht und diese geplündert werden.“Seine „Ex“, mit der er damals gemeinsam im Flachgau wohnte, habe er „ein, zwei Tage vor der Tat eingeweiht. Sie war vom Plan begeistert.“Am 19. Juli 2016 sei Krenn dann zu ihm und zur Drittangek­lagten zum Abendessen in die Wohnung gekommen. Krenn habe sehr viel Alkohol getrunken, gemeinsam habe man ihm dann selbst gemachte Pralinen gegeben, in die seine Freundin und er zuvor „sieben, acht Stück“

„Sie sagen aber schon sehr oft: ,Weiß ich nicht mehr.‘“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Neue Wohngemein­schaft im Salzburger Zoo: Stachelsch­wein Samson, Eselin Lilli, Watussi-Rinder und Nackthalsh­ühner.
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Richter Chr. Ureutz zum Musiker

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