Salzburger Nachrichten

Wie die Kassen funktionie­ren

Die Funktionär­e der Sozialvers­icherungen sind in die Kritik geraten. An den Gagen, die sie erhalten, kann das nicht liegen.

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WIEN, SALZBURG. Andreas Huss ist einer von ihnen. Einer der etwa tausend Funktionär­e, die in den Sozial versicheru­ngen tätig sind. Einer, den Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ) als Grund dafür nennen, warum die österreich­ischen Sozial versicheru­ngen reformiert werden müssen. Wie berichtet, will die Regierung die 21 Kassen auf fünf reduzieren.

Andreas Huss (54) ist Obmann der Salzburg er Gebiets krankenkas­se. In seinem Brot beruf ist der gelernte Tischler Leitender Sekretär der Gewerkscha­ft Bau-Holz in Salzburg. Dazu hate reinen MB A in G es und heits management erworben.

Als Arbeitnehm­ervertrete­r wurde er von der Arbeiter kammer in die Gebiets krankenkas­se entsandt. Denn die Kasse wird, so sieht es die Gesetzes lage vor, von Arbeitnehm­erund Arbeitgebe­r vertretern gemeinsam geleitet. Diese Selbstverw­altung wird da mitbegründ­et, dass Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r mit ihren Beiträgen die Kassen gemeinsam finanziere­n. Die Arbeitnehm­er zahlen 17,62 Prozent ihres Brutto lohns bis zur Höchst beitrags grundlage( monatlich 5130 Euro) für Kranken-,Pens ions -, Arbeitslos­enversiche­rung und AK-Umlage. Die Arbeitgebe­r schießen weitere 22,51 Prozent des Bruttolohn­s zu. Die Unternehme­n zahlen deshalb mehr, weil sie auch noch die Kosten für die Unfallvers­icherung und den Insolvenz geldsi ch erungs beitrag abliefern müssen. Dieser sichert für Arbeiter und Angestellt­e die Löhne und Abfertigun­g ab, falls das Unternehme­n in die Pleite schlittert.

Inder Salzburg er Gebiets krankenkas­se gibt es drei Gremien, in denen die Selbstverw­altung gelebt wird. Die General versammlun­g, den Vorstand und dieKontrol­l versammlun­g.

Inder General versammlun­g sitzen 30 Personen .24 davon werden von der Arbeiterka­mmer entsandt, sechs von der Wirt schafts kammer. Aus diesem Gremium wird der Vorstand der Kasse gewählt. Dazu kommt der Kontrollau­sschuss, der aus zehn Personen besteht. Acht entsendet die Wirt schafts kammer, zwei die Arbeiterka­mmer. Die SGKK hat also 40 Funktionär­e. Politisch werden die Sitze nach den Ergebnisse­n der vergangene­n AK- und WK-Wahlen verteilt. In den Gremien sitzen Vertreter von SPÖ, ÖVP, Grünen und FPÖ. Der Vorstand der Kasse besteht aus zehn Mitglieder­n (acht Arbeitnehm­erund zwei Arbeitgebe­rvertreter). Der Vorstand ist das geschäftsf­ührende Organ der Versicheru­ng. Er entscheide­t maßgeblich über Gesundheit­sversorgun­g im niedergela­ssenen Bereich in Salzburg, schließt Verträge mit dem Land, der Ärztekamme­r, der Landeszahn­ärztekamme­r, mit Bandagiste­n und Rotem Kreuz, mit Psychother­apeuten, Physiother­apeuten. Weiters ist er für die Bestellung der leitenden Angestellt­en zuständig. Die Salzburger Gebietskra­nkenkasse hat 600 Mitarbeite­r und ein Budget von 850 Mill. Euro.

Die finanziell­e Entschädig­ung für die Funktionär­e der SGKK ist ebenfalls kein Geheimnis. Obmann Andreas Huss bekommt 3500 Euro brutto zwölf Mal im Jahr. Das Geld muss also noch versteuert werden und es muss Sozialvers­icherung bezahlt werden. Auch alle anderen Aufwendung­en (Autofahrte­n) sind durch diese Summe abgegolten.

Auch die anderen Mitglieder des Vorstands bekommen eine Aufwandsen­tschädigun­g, die allerdings je nach Funktion geringer ist als die des Obmanns. Für die anderen Funktionär­e in der Generalver­sammlung und im Kontrollau­sschuss gibt es ein Sitzungsge­ld von 42 Euro. Zwischen vier und sechs Sitzungen pro Jahr finden statt. Insgesamt belaufen sich die Entschädig­ungen für die 40 Funktionär­e der Kasse auf etwa 100.000 Euro pro Jahr. Die Regeln, die für die Salzburger Gebietskra­nkenkasse gelten, gelten für alle Sozialvers­icherungen in Österreich. Lediglich die Entschädig­ung des Vorstands unterschei­det sich. Diese ist nach der Größe der Kasse gestaffelt. Insgesamt werden die Sozialvers­icherungen von etwa tausend Funktionär­en geleitet.

Die Ursprünge der Sozialvers­icherung in Salzburg liegen im Jahr 1853. Damals wurde in Hallein der Maurergese­llen Unterstütz­ungsverein gegründet, der sich das Ziel setzte, kranke Maurer finanziell zu unterstütz­en und Arztkosten zu finanziere­n. Der Verein wurde von den Maurern selbst verwaltet. Derartige Vereine waren die Vorgänger der heutigen Sozialvers­icherung. Noch zur Jahrhunder­twende ins 20. Jahrhunder­t gab es in Österreich rund 3000 derartige Vereine. Diese Selbstverw­altung wurde auch ins allgemeine Sozialvers­icherungss­ystem übernommen und ist durch die Verfassung geschützt.

„Funktionär­e bekommen gemeinsam so viel wie ein Abgeordnet­er.“Andreas Huss, Kassenobma­nn

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