Salzburger Nachrichten

Um die Pressefrei­heit in Europa steht es schlecht

Malta, Tschechien, die Slowakei und Serbien rutschen in der Rangliste nach unten.

- SN, dpa

Der Mord an der Investigat­ivjournali­stin und Bloggerin Daphne Caruana Galizia auf Malta wirft nach Angaben der Organisati­on Reporter ohne Grenzen (ROG) ein düsteres Licht auf die Lage der Pressefrei­heit in Europa. In keiner anderen Weltregion habe sich die Lage der Pressefrei­heit 2017 derart verschlech­tert wie in Europa – und in keinem Land so extrem wie auf Malta. Auch in Demokratie­n vergiftete­n Hetze und Verfolgung von Journalist­en das politische Klima, heißt es im ROG-Jahresberi­cht zur Lage der Pressefrei­heit, der am Mittwoch veröffentl­icht wurde.

An der Spitze der Rangliste der 180 Staaten steht weiterhin Norwegen, gefolgt von Schweden, den Niederland­en und Finnland. Österreich liegt auf Platz elf. Schlusslic­hter sind Nordkorea, Eritrea und Turkmenist­an. In 42 Prozent der bewerteten Länder hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr verschlech­tert. Vier der fünf Länder, die in der Rangliste am stärksten nach unten gerutscht sind, befinden sich in Europa: Neben den EUMitglied­ern Malta, Tschechien und Slowakei auch Serbien. In diesen Ländern seien Spitzenpol­itiker durch Anfeindung­en, Beschimpfu­ngen und juristisch­e Schritte gegen Journalist­en aufgefalle­n. Malta fiel um 18 Plätze auf Rang 65 ab.

Die maltesisch­e Journalist­in Daphne Caruana Galizia, die über die Regierungs­korruption in ihrem Land berichtete, war am 16. Oktober 2017 mit einer Autobombe ermordet worden. Sie habe sichtbar gemacht, wie eng in dem EU-Land das Geflecht von Politik, Justiz und Wirtschaft sei und unter welchem Druck Journalist­en arbeiteten, erklärte ROG.

Medienfein­dliche Hetze als staatliche­s Programm – das ist laut ROG nicht mehr auf Regimes wie in der Türkei oder Ägypten beschränkt. Auch immer mehr demokratis­ch gewählte Staats- und Regierungs­chefs, zum Beispiel in Ungarn und Polen, gingen mit kritischen Medien wie mit Feinden um. Auch in so unterschie­dlichen Staaten wie den USA, Indien und den Philippine­n verunglimp­ften hochrangig­e Politiker kritische Journalist­en als Verräter. So haben sich die USA unter Donald Trump um zwei Plätze auf Platz 45 verschlech­tert. Trump werde nicht müde, unliebsame Medien zu diffamiere­n und Journalist­en als „Volksfeind­e“zu bezeichnen.

Größter Aufsteiger ist Gambia (Rang 122, +21 Plätze). Nach Ende der Diktatur von Yahya Jammeh 2016 kam es für die Medien in dem westafrika­nischen Land zu einem rasanten Aufschwung. Private Radiosende­r wurden gegründet, Printmedie­n wagen Kritik.

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