Die Sommerszene schwärmt wieder aus
„This Way“ist das Motto. Neue Schauplätze sind Kollegienkirche, Festung und Stadt(teil)räume.
Statistiken sind abstrakte Materie. Und trotzdem sagen sie vieles, wenn nicht alles aus über unser Leben. Fünf Tonnen Reis braucht das britische Theaterkollektiv Stan’s Cafe, um globale und regionale Daten miteinander in Beziehung zu setzen. Jedes Reiskorn steht für einen Menschen. Ausgebreitet werden die solcherart verbildlichten Statistiken von 9. bis 16. Juni als ein zentraler Beitrag zur Sommerszene. Drei Jahre suchte Intendantin Angela Glechner nach einem geeigneten Ort für die Österreich-Premiere der seit 2003 durch bereits 60 Städte tourenden Installation. Jetzt darf man in der Kollegienkirche über Zahlen und Fakten sinnlich nachdenken.
Zahlen und Fakten: Die Sommerszene 2018 dauert von 5. bis 16. Juni und bringt vierzehn Produktionen, davon vier Uraufführungen und sieben erstmals in Österreich zu sehende Projekte. Wichtig ist nicht nur die internationale Ausrichtung, sondern auch die lokale Verankerung. Das Kollektiv gold extra, zum ersten Mal in diesem Kontext, führt Besucherinnen und Besucher in Form eines Spiels an unbekannte Orte der Stadt und lässt raten, wo man gerade ist. Sinniger Titel: „Stranger Home“.
Andy Field arbeitet mit der 3. Klasse der Volksschule Campus Mirabell an „Lookout“. Dieser Aussichtspunkt wird in Salzburg die Festung sein. Die Kinder erzählen von ihren Wünschen an die Zukunft. Je ein Kind wird einen Erwachsenen ins Gespräch verwickeln, während man auf die Stadt schaut.
Das Tanzausbildungszentrum SEAD und Bodhi Project, Stammgäste der Szene, zeigen mit „100 invasions … bodies matter“eine hundertfache Leistungsschau, was da in Schallmoos passiert. „Körper“: Das stellt überhaupt das zentrale Thema des Festivals dar. Sexualität, Genderdebatte, Identity: Darüber soll künstlerisch ein gesellschaftspolitischer Diskurs geführt werden – mit oft gesehenen Gästen wie der dänischen Choreografin Mette Ingvartsen, die die Sommerszene im republic eröffnen wird, arrivierten Stars der Performance-Szene, die aber hier noch der Entdeckung harren wie die Polin Marta Górnicka und ihr 23-köpfiger Frauenchor („Magnificat“) oder Newcomern wie der im SEAD ausgebildeten Tänzerin Nayana Keshava Bhat oder dem Grazer Künstler Georg Klüver-Pfandtner, der zeigt, wie im Jahr 2098 Erdmännchen leben könnten.
Das 14. Projekt findet übrigens nur im Netz statt. Irgendwie subversiv soll der Autor, Performer, Filmer und Plakatkünstler Julius Deutschbauer „Heute dreimal in die Sommerszene gefallen“werden und seine Eindrücke – auch schon von der Pressekonferenz am Mittwoch – aufschreiben. Sehen wir einmal, was er so sieht … – zu lesen auf Festival: