Die Wälder sind im „Rausch“Blütenstaub weht übers Land
Überall ist da dieser feine, gelbe Staub. Vor allem auf Autos hält er sich hartnäckig. Solange die Fichtenwälder blühen, ist Wegwischen sinnlos.
SALZBURG. Das Auto waschen, die Fenster putzen oder die Terrasse kehren: Solche Tätigkeiten sind derzeit vergebliche Liebesmüh, der Blütenstaub gewinnt garantiert. Kaum ist das Werk vollbracht, legt sich wieder eine feine, gelbe Staubschicht über Lack und Glas. Unerfreulich endet auch das Unterfangen, schwarze Wäsche zum Trocknen ins Freie zu hängen.
„So ein Blütenjahr wie heuer habe ich in den vergangenen 30 Jahren in dieser Intensität nicht erlebt“, sagt der Saalfeldner Bienenund Forstexperte Horst Nöbl. Tatsächlich blüht die Natur heuer besonders üppig auf.
Das heftige Gewitter am Montagabend brachte nur kurzfristig Erleichterung. Nach dem Regen hat sich der Blütenstaub auch in dicken Schlieren an den Seeufern gesammelt. Auf einem ihrer Fotoausflüge sahen auch die Hobby- fotografen Emma und Franz Sommerauer aus Eugendorf gelb. „Eigentlich wollten wir am Mondsee Möwen im Flug fotografieren“, schildert Franz Sommerauer. Weit und breit sei jedoch keine Möwe in Sicht gewesen. „Da schwamm plötzlich ein Blesshuhn vorbei.“Er drückte den Auslöser. Als er das Bild zu Hause genauer betrachtete, kam ihm sofort ein Gedanke: „Es schaut so aus, als hätte sich das Blesshuhn in ein Ölgemälde verirrt.“
Der sattgelbe Blütenstaub stammt vor allem von den Fichten, die heuer ein sogenanntes Mastjahr einlegen. Je nach Region spricht man auch von „Waldrausch“ oder „Schwefelregen“.
„Ungefähr alle sieben Jahre blühen Fichten besonders stark“, erklärt Gregor Grill, Experte für Forstwirtschaft in der Salzburger Landwirtschaftskammer. Die Bäume folgen dabei einer Art innerem Rhythmus. Dann legen sie zur Erholung wieder einige normale Jahre ein. Durch die Wetterund Klimakapriolen könne sich der Abstand zwischen solchen Mastjahren auch verschieben, betont Grill. Heuer sei generell ein intensives Pollenjahr. Frühblüher wie die Birke und die Esche seien wegen des warmen Wetters besonders bald dran gewesen. Durch die Trockenheit und Wasserknappheit stünden zudem Bäume in „Angstblüte“. Das mache sie anfällig für den Borkenkäfer.
„Die Bäume folgen in solchen Mastjahren einem inneren Rhythmus, das Wetter spielt dabei keine Rolle“, erklärt Ulrike Gartner, Leiterin des Salzburger Pollenwarndienstes. Die Pollen der Fichte seien körnig und daher gut sichtbar. Allergikern machten die Fichtenpollen jedoch weniger zu schaffen als etwa die der Birke. „Dennoch leiden Allergiker auch unter der Fichte, weil die Schleimhäute von den Birkenpollen schon gereizt sind.“
Birkenpollen sind laut Gartner kaum noch in der Luft. Außer den Fichten haben auch die Pappeln und Platanen zu blühen begonnen. Die Hainbuche steht in den Startlöchern. Demnächst legen auch die Gräser los.
Unter das Gelb der Fichtenpollen mischt sich derzeit kaum das Gelb des Saharastaubs, der vor zehn Tagen durch die starke Südwestströmung bis nach Salzburg geweht wurde. „Derzeit ist kaum Saharastaub in der Luft“, sagt Christian Ortner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Auch heute, Donnerstag, sei er nicht im Anflug.
„Die Pollen der Fichte setzen Allergikern nicht sehr stark zu.“