Salzburger Nachrichten

Uni feiert 25 Jahre Volksmusik

1992 startete ein Experiment. Harmonika, Hackbrett und Zither zogen ins „klassische“Mozarteum ein. Heute ist die Volksmusik ein selbstvers­tändlicher Teil der Musiklehre­r-Ausbildung.

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SALZBURG. Mit der „Ziach“auf die Uni zu gehen gilt heute nicht mehr als exotisch. 25 Studenten lassen sich derzeit am Mozarteum für eine pädagogisc­he Laufbahn als Harmonika-, Hackbretto­der Zither-Lehrer ausbilden. In den 1980er-Jahren habe es noch ganz anders ausgesehen, erzählt Anton Gmachl. „Es hat keine Ausbildung­sstätte für Volksmusik­Instrument­e im Land Salzburg gegeben. Unausgebil­dete Musiker haben unterricht­et; zumeist schlecht bezahlt und ohne pädagogisc­he Kenntnisse.“

Der Bedarf war da. Davon kündeten lange Warteliste­n. Harald Dengg, damals Leiter des Referats für Volkskultu­r, setzte sich für eine Hochschula­usbildung ein. 1992 startete am Mozarteum ein außerorden­tlicher Lehrgang für alpenländi­sche Volksmusik-Instrument­e. Mit dabei: der „Gmachl-Toni“, der als klassisch ausgebilde­ter Musiker Studenten unterricht­ete, „die älter waren als ich“. Kaspar Fischbache­r zählte zu den ersten Studenten: Heute eine Fixkraft der Pongauer Volksmusik­szene, lernte der Zimmerer auf Harmonika-Lehrer um.

Gegenwind sei Gmachl anfangs von manch „klassische­m“Mozarteum-Professor entgegenge­schlagen, aber auch aus Wien: „Die Volkskundl­er dort waren gegen das Studium, weil man ja Volksmusik eigentlich nicht studieren kann. Doch wir bilden ja keine Volksmusik­er aus, sondern Volksmusik-Lehrer“, betont der 51-Jährige.

Heute kann das Studium für alle drei Instrument­e mit Master und Bachelor abgeschlos­sen werden – damit war man österreich­weit Vorreiter. Viele der 125 Absolvente­n aus dem letzten Vierteljah­rhundert haben den Weg in die Schulen gefunden und das Ausbildung­sniveau auf eine neue Stufe gehoben. Am Musikum lernen landesweit 581 Schüler Harmonika, Hackbrett oder Zither.

Zum 25-Jahr-Jubiläum veranstalt­et die Universitä­t Mozarteum am Freitag ein Symposium. Bereits heute, Donnerstag, zeigen die künftigen Musiklehre­r bei einem Festabend ihre Qualitäten als Volkstänze­r und Chorsänger. Die Zukunft des Volksmusik-Department­s sieht Gmachl auch in einer Rückkehr zu den Wurzeln: „Freies Musizieren miteinande­r und Improvisie­ren soll wieder selbstvers­tändlich werden.“ Konzert: „Aufg’spielt und eing’stimmt“. Universitä­t Mozarteum, Solitär, 19.00 Uhr.

„Wir sind darauf bedacht, dass nur die Besten zu uns kommen.“ Anton Gmachl, Institutsl­eiter

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