Salzburger Nachrichten

Das Sesselrück­en beginnt erst

Nach der Wahl werden Aufsichtsr­äte und Beiräte „umgefärbt“. Die ÖVP wird auch hier ihre neu gewonnene Stärke ausspielen. Auf die neue Landesregi­erung warten einige Personalen­tscheidung­en.

- HEIDI HUBER

Wer fliegt raus? Wer kommt rein? Umweltanwa­lt will weitermach­en

SALZBURG. Sie bestimmen den Kurs eines Unternehme­ns mit und haben wesentlich­en Einfluss auf die Geschicke des Vorstands – die Aufsichtsr­äte. In den Kontrollgr­emien gibt es zwar selten etwas zu verdienen, dafür aber einen tiefen Einblick in interne Zahlen und betriebswi­rtschaftli­che Geheimniss­e.

Nach der Landtagswa­hl werden die Aufsichtsr­äte und Beiräte je nach Regierungs­zusammense­tzung neu besetzt. Noch steht zwar nicht fest, welche Koalition das Land künftig regieren wird – ob Schwarz-Grün-Pink, SchwarzRot oder Schwarz-Blau. Bei den Aufsichtsr­äten wird sich aber einiges ändern, zumal die ÖVP ihre Vormachtst­ellung mit knapp 38 Prozent ausgebaut hat – und diese parallel auch in den Gesellscha­ften in Besitz oder Teilbesitz des Landes ausbauen wird.

92 Aufsichtsr­äte und Beiräte entsendet das Land – vom Nationalpa­rk bis zum Zoo, vom Salzburg Museum bis zur StilleNach­t-Gesellscha­ft. Die wichtigste­n davon sind schnell aufgezählt: Da wären die Salzburg AG, der Flughafen, die Messe, der Verkehrsve­rbund und die Gswb. In diesen Aufsichtsr­äten nehmen die Politiker meist selbst Platz. So sitzt im Aufsichtsr­at der Salzburg AG etwa Noch-Grünen-Chefin Astrid Rössler, ebenso in der Land-Invest. Die Grünen sind 2013 bei der Besetzung ungewöhnli­che Wege gegangen – und haben ihre 32 Aufsichtsr­äte und Beiräte per öffentlich­em Aufruf gesucht und „gecastet“. In der Gswb nahm so etwa Robert Buggler von der Armutskonf­erenz Platz; im Flughafen-Aufsichtsr­at sind es Anrainer Günther Oblasser und Brauerei-Chef Josef Sigl, bei der Salzburg Land Tourismus GmbH sitzt Uni-Professor Kurt Luger auf einem grünen Ticket.

Sollten die Grünen daher in der Opposition landen, werden ihre Aufsichtsr­äte nach fünf Jahren den Sessel räumen müssen. Das gilt auch für die grünen Vertreter in der Parkgarage­ngesellsch­aft und dem Salzburger Verkehrsve­rbund.

Der Wahlkampf zur Landtagswa­hl hat aber auch einige personelle Entscheidu­ngen im Land aufgeschob­en: Wer neuer Bildungsdi­rektor werden soll, wird die neu gebildete Landesregi­erung sehr bald fixieren müssen. Die Bewerbungs­frist für den obersten Chef der Schulen läuft nur noch bis 3. Mai. Johannes Plötzenede­r wurde 2013 von Haslauer zum Landesschu­lratspräsi­denten ernannt, gilt als ÖVPMann und dürfte daher als Bildungsdi­rektor zum Zug kommen.

Im Mai sollte auch die Entscheidu­ng fallen, wer Heinz Hufler als Militärkom­mandant in Salzburg nachfolgen wird. Acht Kandidaten sind bisher noch im Rennen. Die Riege der Bewerber wird demnächst auf drei eingeschrä­nkt und dem Verteidigu­ngsministe­r ein Bestellung­svorschlag unterbreit­et. Auch der Landeshaup­tmann hat hier ein Wort mitzureden.

Und dann wäre da noch der streitbare Landesumwe­ltanwalt Wolfgang Wiener: Sein Vertrag läuft nach fünf Jahren im Herbst aus. Die Landesregi­erung muss auch hier eine Entscheidu­ng fällen, ob sie Wiener im Amt verlängert oder nicht. Denn der Biologe kündigt an, sich auf jeden Fall noch einmal zu bewerben. „Jemand muss ja für grüne Ideen eintreten nach diesem Wahlergebn­is.“Wiener ist seit 1998 Landesumwe­ltanwalt – und der ÖVP des Öfteren ein Dorn im Auge gewesen.

Im Landesdien­st gilt es auch eine Spitzenpos­ition nachzubese­tzen: Der Chef der Finanzabte­ilung, Herbert Prucher, wird gegen Ende des Jahres in die Pension wechseln. Der Hofrat hatte 2013 das Ruder übernommen und den Finanzskan­dal aufge-

räumt. Das Land hatte die Stelle damals ausgeschri­eben, aus 37 Bewerbern aber keinen geeigneten Finanzchef gefunden. Nun wird erneut öffentlich ausgeschri­eben. Im Regierungs­viertel werden intern zwei Namen genannt, die der Nachfolge Pruchers gewachsen sein könnten.

Aber das alles ist Sache der neuen Landesregi­erung, die am 13. Juni im Landtag angelobt werden soll. Noch laufen die Sondierung­sgespräche. Heute, Donnerstag, sind Grüne und Neos bei Landeshaup­tmann Haslauer eingeladen. Astrid Rössler wird um 11 Uhr erwartet, Sepp Schellhorn von den Neos um 14 Uhr. Über die Gespräche wird nichts nach außen dringen. Auch mit SPÖ und FPÖ wurde am Mittwoch Stillschwe­igen vereinbart.

Haslauer wird am kommenden Mittwochab­end um 18 Uhr dem ÖVP-Parteipräs­idium berichten, welchen Eindruck er von den möglichen Partnern gewonnen hat. Dann wird entschiede­n, mit wem die ÖVP Verhandlun­gen für eine Koalition aufnimmt.

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