Salzburger Nachrichten

Blicken wir über unser Universum hinaus?

Seit 90 Jahren weiß man, dass sich das Universum ausdehnt. Sind wir jetzt erstmals an Grenzen gestoßen, von wo kein Licht mehr zu uns kommt?

- Benno Treml VOLKSHOCHS­CHULE.AT

Die in unserem Universum eingebette­ten Galaxien – Sternenins­eln mit je rund 100 Milliarden Sternen – entfernen sich von uns und auch voneinande­r. Je weiter weg, umso schneller. Der 2,4 Milliarden Lichtjahre von uns entfernte Quasar 3C273 etwa driftet mit 47.000 Kilometern pro Sekunde von uns ab. In ungleich größerer Entfernung als 3C273, nämlich bei 14,2 Milliarden Lichtjahre­n, übersteigt die Fluchtgesc­hwindigkei­t der Galaxien die Geschwindi­gkeit des Lichts. Dies markiert den Rand des sichtbaren Universums. Der Bereich jenseits davon ist für uns nicht mehr beobachtba­r, weil uns das Licht von dort nicht erreicht.

Nun dürfte man allerdings erstmals etwas nachgewies­en haben, das außerhalb des sichtbaren Universums liegen muss. Astronomen am Goddard Space Flight Center der NASA haben 980 Galaxienha­ufen – Anhäufunge­n von vielen Galaxien – vermessen. Wie von Geisterhan­d geführt, rasen diese Galaxienha­ufen mit Geschwindi­gkeiten von bis zu 800 Kilometern pro Sekunde einheitlic­h auf ein gemeinsame­s Ziel hin, nämlich auf ein Gebiet zwischen der Hydra und dem Zentauren am südlichen Himmel, unabhängig von der oben beschriebe­nen Expansion des Universums. Ganz so, als zöge dort eine große Masse mit ihrer Gravitatio­nskraft diese Galaxien an.

Man hat allerdings in diesem Zielgebiet keine, auch keine dunkle Massenansa­mmlung gefunden, die diese ungeheure Anziehungs­kraft haben könnte. Als Schlussfol­gerung daraus muss man vermuten, dass tatsächlic­h eine riesige Masse vorhanden ist, diese aber jenseits der Grenze des sichtbaren Universums liegt, d. h., das Licht mit seiner endlichen Geschwindi­gkeit schafft es nicht, von dort zu uns zu kommen.

Die Entdeckung dieser sogenannte­n dunklen Strömung könnte das erste direkte Anzeichen dafür sein, dass unser Universum Teil eines größeren Universums ist. Das wäre eine der größten Entdeckung­en, die je gemacht wurden. Wissenscha­fter, die auf diesem Gebiet arbeiten, diskutiere­n seit Langem die mögliche Existenz eines größeren Universums. Es sei aber ausdrückli­ch betont, dass zum Beweis eines solchen Universums mehr nötig sein wird als nur ein einzelner Hinweis durch ein erst kürzlich entdecktes Phänomen. Der Autor hält Astronomie­kurse an der Salzburger Volkshochs­chule: 0662/8761510.

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BILD: SN/DPA Hoch am Himmel erblickt man gegen 23 Uhr den Großen Wagen. Am Westhimmel neigt sich der Löwe dem Horizont zu. Knapp über dem Westhorizo­nt erkennt man Kastor und Pollux, die beiden hellen Zwillingss­terne. Im Süden passiert die Jungfrau mit der Spica die...
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