Blicken wir über unser Universum hinaus?
Seit 90 Jahren weiß man, dass sich das Universum ausdehnt. Sind wir jetzt erstmals an Grenzen gestoßen, von wo kein Licht mehr zu uns kommt?
Die in unserem Universum eingebetteten Galaxien – Sterneninseln mit je rund 100 Milliarden Sternen – entfernen sich von uns und auch voneinander. Je weiter weg, umso schneller. Der 2,4 Milliarden Lichtjahre von uns entfernte Quasar 3C273 etwa driftet mit 47.000 Kilometern pro Sekunde von uns ab. In ungleich größerer Entfernung als 3C273, nämlich bei 14,2 Milliarden Lichtjahren, übersteigt die Fluchtgeschwindigkeit der Galaxien die Geschwindigkeit des Lichts. Dies markiert den Rand des sichtbaren Universums. Der Bereich jenseits davon ist für uns nicht mehr beobachtbar, weil uns das Licht von dort nicht erreicht.
Nun dürfte man allerdings erstmals etwas nachgewiesen haben, das außerhalb des sichtbaren Universums liegen muss. Astronomen am Goddard Space Flight Center der NASA haben 980 Galaxienhaufen – Anhäufungen von vielen Galaxien – vermessen. Wie von Geisterhand geführt, rasen diese Galaxienhaufen mit Geschwindigkeiten von bis zu 800 Kilometern pro Sekunde einheitlich auf ein gemeinsames Ziel hin, nämlich auf ein Gebiet zwischen der Hydra und dem Zentauren am südlichen Himmel, unabhängig von der oben beschriebenen Expansion des Universums. Ganz so, als zöge dort eine große Masse mit ihrer Gravitationskraft diese Galaxien an.
Man hat allerdings in diesem Zielgebiet keine, auch keine dunkle Massenansammlung gefunden, die diese ungeheure Anziehungskraft haben könnte. Als Schlussfolgerung daraus muss man vermuten, dass tatsächlich eine riesige Masse vorhanden ist, diese aber jenseits der Grenze des sichtbaren Universums liegt, d. h., das Licht mit seiner endlichen Geschwindigkeit schafft es nicht, von dort zu uns zu kommen.
Die Entdeckung dieser sogenannten dunklen Strömung könnte das erste direkte Anzeichen dafür sein, dass unser Universum Teil eines größeren Universums ist. Das wäre eine der größten Entdeckungen, die je gemacht wurden. Wissenschafter, die auf diesem Gebiet arbeiten, diskutieren seit Langem die mögliche Existenz eines größeren Universums. Es sei aber ausdrücklich betont, dass zum Beweis eines solchen Universums mehr nötig sein wird als nur ein einzelner Hinweis durch ein erst kürzlich entdecktes Phänomen. Der Autor hält Astronomiekurse an der Salzburger Volkshochschule: 0662/8761510.