Man spielt schon mit der Liebe
Ein frühes kleines Juwel: die Buffa „La Finta semplice“im Mozarteum.
Unter den Früh(est)werken Mozarts ist seine erste Buffa, „La Finta semplice“, geschrieben als Zwölfjähriger, die am wenigsten bekannte. Die Studioproduktion der Universität Mozarteum belehrt hellhörige Musikfreunde jetzt, dass dem nicht so sein sollte.
Zwar hat die mit mehr als zwei Stunden reiner Spieldauer durchaus ausgewachsene Oper, die auf einem deftigen Komödienspaß Carlo Goldonis beruht, keinen Inhalt, der (psycho)logisch nacherzählbar wäre. Zwei Liebespaare wollen heiraten, wissen aber nicht genau, wen wie und warum. Ein Brüderpaar rivalisiert miteinander, der eine ein Frauenhasser, der am Ende doch noch erwählt wird von einer verführerisch selbstbewussten Frau, der andere der bedauernswerte Verlierer, dem man übel mitspielt, ein tragikomischer Held wider Willen.
Das ergibt einen erstaunlich frivol-absurden Mix, der dem derber Komik und schelmischem Witz ja nie abgeneigten (jungen) Mozart in juvenilem Überschwang gerade recht gekommen sein mag, als er vom Kaiser die Empfehlung erhielt, er möge doch eine „opera“schreiben – die dann doch erst in Salzburg, nicht in Wien uraufgeführt wurde.
Aber dahinter – und das ist erstaunlich modern zu hören – funkeln schon frühe Geistesblitze: komische Tonmalereien des Bellens und Winselns, zart-lyrische Töne einer kunstvollen Echo-Arie, eine schräge musikalische Pantomime, ein Kampfduett. Und viele Töne, die später so zu Herzen gehen werden, scheinen wie in einer Nussschale schon vorgebildet: schnippische wie ernste, komische wie empfindsame, die die „großen“späteren Mozart-Figuren ausmachen.
Das alles machen das spielfreudig quicke, mit Drive agierende Kammerorchester der Universität und der lebendig, frisch, knackig artikulieren lassende musikalische Leiter Gernot Sahler bemerkenswert hörbar, dieweil die klug zwischen Klamauk und Hintersinn balancierende, wohldosierte Regie Alexander von Pfeils dem siebenköpfigen, klarerweise nicht in allem homogenen, in manchen Positionen der Premierenbesetzung aber schon schön gereiften Ensemble Freiheiten zu individueller Entfaltung lässt. Zu hören noch heute, Freitag (19 Uhr), und am Samstag (17 Uhr) im Großen Studio.