Zu kompliziert für das Weiße Haus
Die amerikanische Diplomatie heißt Donald Trump – und das ist zu simpel.
Der frischgebackene Außenminister Mike Pompeo bleibt optimistisch. „Wir arbeiten weiter auf den 12. Juni hin“, betonte er. Sein oberster Dienstherr dagegen baut bereits vor. Möglich, dass der große Gipfel mit Nordkorea gar nicht stattfinde, sagte Donald Trump.
Die US-Diplomatie zeigt sich hoffnungslos überfordert. In drei Wochen schon soll das Treffen über die Bühne geben – und es steht noch nicht einmal der Ort der Begegnung in Singapur fest. Trumps Sicherheitsberater John Bolton und Vizepräsident Mike Pence drohen Kim Jong Un indessen unverhohlen und setzen ihn unter Druck, worauf sich Kim wieder mehr unter den wohlwollenden Schutzschirm Pekings begibt, was Trump & Friends zwischenzeitlich kurzer- hand ausgeblendet hatten, weil nebensächlich.
Kim Jong Un, der wahrscheinlich mehr Angst vor seinen eigenen Generälen hat als vor dem angeblichen Dealmaker in Washington, will die Atomwaffen bestenfalls Zug um Zug für den Abbau der Sanktionen aufgeben. Keine Rede von der von Trump versprochenen „vollständigen, unumkehrbaren und überprüfbaren“Denuklearisierung als Vorausleistung Nordkoreas.
Damit stehen die USA wieder dort, wo sie seit jeher standen.
Trump aber braucht den Erfolg, den er herbeigeredet hat. Die Russland-Affäre setzt ihm zu und im November sind Kongresswahlen, bei denen die Republikaner ihre Mehrheit mit einer „Frieden und Wohlstand“-Kampagne retten wollen. Eine Verschiebung des Gipfels wäre zumindest ein Zeitgewinn.