#Hudeln führt sicher nicht zum Ziel
Egal ob Familienplanung oder politische Debatte: Für manches sollten wir uns mehr Zeit nehmen.
Vom Hudeln kommen die Kinder. Den Spruch kennen sie. Der Volksmund lässt am Hudeln, dem schnellen und vor allem oberflächlichen Tun, in keiner Lebenslage etwas Gutes. Doch wir können das Hudeln einfach nicht lassen – schon gar nicht online. Da ist das Hudeln quasi zum Programm geworden. Hashtag davor, Debatte entfacht und nach wenigen Monaten wieder vergessen. Zum Glück gab es keine #68er oder #libertéégalitéfraternité. Wir hätten keine einzige Revolution zustande gebracht und würden uns noch immer selbstherrlichen Alleinherrschern unterwerfen.
Apropos: Facebook-Chef Mark Zuckerberg war im EU-Parlament und musste sein Gehudel beim Datenschutz rechtfertigen. Das Gehudel der Anhörung verkaufte EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani dann als „Erfolg“. Nicht so der politische Gegner: „Das war zu kurz, das war zu flach, das war nicht substanziell genug“, entgegnete der Chef der Sozialdemokraten, Udo Bullmann. In Zeit gesprochen: 44 Minuten Fragen, 26 Minuten Antworten, den Rest wollte Zuckerberg schriftlich nachliefern. Das ergibt genau die 70 Minuten, die für die Anhörung vorgesehen waren, eine elfminütige Vorrede von Zuckerberg gab es sogar als – nicht ganz werbefreie – Zugabe. Da hat das Parlament bei der Vorbereitung gehudelt. Aber das passiert ja auch den wirklich großen Staatenlenkern.
The Big Donald zum Beispiel muss immer wieder für sein Gehudel Spott aushalten. Als seine Frau Melania vergangene Woche nach einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt entlassen wurde, begrüßte er sie auf Twitter überschwänglich und freute sich, dass Melanie wieder zu Hause ist. Minuten später wurde der Tweet mit dem falschen Namen gelöscht.
Übrigens: Den eingangs erwähnten Spruch versteht man in der ursprünglicheren Fassung auch besser, heißt er doch „Vom Hudeln kumman schiache Kinder“. Manches im Leben will doch mit etwas mehr Liebe und Ausdauer gemacht werden als mit digitalem Hashtag-Aktionismus.