Am Anfang war das Spaßteam
In Monaco, wo Red Bull Racing im ersten Jahr in der Formel 1 mehr durch Partys mit Beteiligung aus der Filmbranche auffiel, nimmt das Team seinen 250. Grand Prix in Angriff – als Favorit.
Das hatten selbst die abgeklärten Monegassen noch nicht gesehen. Ein Formel-1-Auto drehte im Star-Wars-Look die Runden durch das Fürstentum und in der Boxengasse schlenderten Darth Vader und andere Figuren aus dem Science-Fiction-Film. Red Bull Racing landete im Jahr 2005 fulminant in der Formel 1. „Ein Spaßteam“, urteilte die etablierte Konkurrenz.
Diesen Sonntag nimmt in Monaco der von Dietrich Mateschitz gegründete Rennstall (seit 2006 mit österreichischer Lizenz) seinen 250. Grand Prix in Angriff. Nach 56 Siegen, 150 Podiumsplätzen, 58 Pole Positions und vier Weltmeistertiteln redet niemand mehr vom Spaßteam. Aber das Feuerwerk, das Red Bull im ersten Jahr abbrannte, wirkt bis heute nach. Das Fahrerlager ist offener geworden, es wird auch in anderen Teams bei satten Beats gearbeitet und gefeiert. Im Hinterkopf hatten die Strategen von Red Bull von Anfang an die Ausrichtung auf das sportliche Maximum. „Wir waren keine Anfänger, als Mateschitz das Jaguar-Team übernommen hat. Wir waren als Sponsor mit Sauber schon zehn Jahre in der Formel 1“, sagt Helmut Marko, Motorsportberater seit den Anfangstagen des sportlichen Engagements bei Red Bull, „aber ein eigenes Team stellte andere Anforderungen.“
Das Bullenteam zahlte einiges an Lehrgeld. Nicht nur weil dem Auftritt à la Hollywood 2005 ein Totalausfall der Fahrer David Coulthard und Vitantonio Liuzzi folgte. Selbst der verpflichtete Stardesigner Adrian Newey, bis dahin für sechs Fahrertitel bei Williams und McLaren mitverantwortlich, brauchte eine Anlaufzeit. Im Jahr 2008, als sich Lewis Hamilton auf McLaren-Mercedes seinen ersten WM-Titel sicherte, landete Red Bull Racing auf Platz sieben der Wertung der Konstrukteure. Ein neues Reglement für 2009 begünstigte die Aerodynamik, das Spezialgebiet von Newey.
Prompt stellte sich 2009 in China der erste Sieg ein, und das gleich als Doppeltriumph: Sebastian Vettel vor Mark Webber. Gespielt wurde die britische statt der österreichischen Hymne, aber dieser Fauxpas passierte nur ein Mal. Seit diesem Tag gehört Red Bull Racing zu den Big-Playern in der Formel 1 mit allem, was dazugehört. Vom Champagner bis zur Rivalität der Fahrer.
Statt des vierfachen Weltmeisters Sebastian Vettel und Mark Webber als ewigem Unterlegenen bilden heute Daniel Ricciardo und Max Verstappen das offiziell gleich be- rechtigte Fahrerduo. Wenn Marko sagt, er will Verstappen als jüngsten Weltmeister aller Zeiten erleben, dann lassen sich doch gewisse Präferenzen ableiten. Vettel war bei seinem ersten Titelgewinn 23 Jahre und 134 Tage alt. Verstappen wird heuer am 30. September 21 Jahre alt.
Die WM geht zwar wieder in Richtung Zweikampf zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel (beide haben ihren fünften Titel vor Augen), aber in Monaco wird Red Bull Racing hoch gehandelt. Ob Tiefstapelei oder ehrliche Meinung, selbst Hamilton sagte am Mittwoch: „Red Bull wird in Monaco schnell und nur ganz schwer zu schlagen sein.“Die Vorteile liegen bei Ricciardo. Er fährt nicht so ungestüm wie Verstappen und er hat mit dem engen Stadtkurs eine Rechnung offen. Vor zwei Jahren verpasste er hier den Sieg nur durch eine Schlamperei seiner Boxencrew.
„Red Bull wird in Monaco schnell sein.“