Nur einen Schreibtisch mieten
Konzept der Coworking Spaces soll Orte im Flachgau und Pinzgau beleben.
THALGAU. In der Stadt Salzburg kennt man Coworking bereits: Bei sieben Anbietern können Selbstständige einen Schreibtisch mieten, statt einen Vertrag für ein Büro zu unterschreiben.
Michaela Binder will das Konzept in den Flachgau bringen. Die 43-jährige Kommunikationsberaterin öffnet heute, Donnerstag, das Local21 in Thalgau. Sechs Arbeitsplätze für fixe Mieter und zwei flexible Schreibtische sind auf 90 Quadratmetern verteilt. Ein Tag kostet 25 Euro, WLAN, Telefonraum, Kaffeemaschine inklusive. Es gibt auch einen Drucker und einen Kopierer.
Der Vorteil, sagt Binder, sei nicht nur die Infrastruktur. „Wir geben einander Feedback, die Arbeit befruchtet sich.“Und die Selbstständigen werden sichtbarer, weil sie gemeinsam auftreten. Die Hoffnung sei, dass Firmen daher künftig mehr Grafiker, Künstler und Berater aus der Region buchen – und den Blick nicht nur auf die Stadt Salzburg richten. Aber braucht man einen mietbaren Schreibtisch auf dem Land, wo doch Wohnraum günstiger als in der Stadt ist? Es gebe viele Freiberufler, die am Küchentisch oder in einem Büro im eigenen Haus arbeiteten. „Auf Dauer ist das eine suboptimale Lösung. Privates und Arbeit lassen sich nicht mehr trennen“, sagt Binder.
Das Haus, in dem sich das Local21 befindet, gehört Martin Greisberger und John Grubinger. Greisberger ist der derzeitige Bürgermeister von Thalgau, im Juli übernimmt Grubinger. Dementsprechend viel Rückenwind hat das Kreativnetzwerk. „Die beiden wollten nicht zulassen, dass es im Ort einen Leerstand gibt“, sagt Binder. Der Coworking Space soll den Ort beleben. Die Menschen arbeiten im Zentrum, statt in der Früh in die Arbeit zu fahren und am Abend heimzukommen oder Home-Office zu machen. „Das Angebot war im Flachgau bisher nicht vorhanden.“
Im Pinzgau ist Michael Sinnhuber der Mann der vermietbaren Schreibtische. Er ist der Koordinator von PinzHUB, zu dem die Coworking Spaces in Saalfelden, Niedernsill, Mittersill, Krimml gehören. PinzHUB startet im Juli, derzeit wird umgebaut. Für Sinnhuber ist Coworking mehr als flexible Arbeitsplätze. Das Konzept soll gegen Landflucht helfen: „Wir müssen nicht in die Stadt fahren, um einen super Job zu haben. Wir können uns so selbst den Job schaffen – dort wo wir leben wollen.“In den Ortskernen sei dann mehr los, sagt Sinnhuber. „Die Gasthäuser werden wieder Mittagsmenüs anbieten. Das eine führt zum Nächsten. So hat jeder etwas davon.“
„Selbstständige werden dadurch in der Region sichtbarer.“