Salzburger Nachrichten

Besuch bei einem erdähnlich­en Planeten

Der unserer Sonne am nächsten gelegene Stern Proxima Centauri ist 4,2 Lichtjahre von uns entfernt. Er und sein Planet sind das Ziel einer abenteuerl­ichen Weltraummi­ssion.

- STERNWARTE Benno Treml

Den Stern Proxima Centauri umrundet ein neu entdeckter, etwa erdgroßer Planet. Seine Umlaufbahn befindet sich in optimaler Distanz zu seiner Muttersonn­e, sodass lebensfreu­ndliche Temperatur­en auf seiner Oberfläche zu erwarten sind. Zu dem Stern und seinem Planeten soll mit dem Projekt „Breakthrou­gh Starshot“in etwa 20 Jahren eine Miniaturso­nde gestartet werden. Sie soll nur zentimeter­groß sein und separate Sonnensege­l haben. Trotz ihrer Kleinheit wird sie Messinstru­mente, Batterie und Kamera besitzen.

Der geplante Antrieb mutet derzeit noch wie Science-Fiction an: Die Sonde soll zuerst mit einer konvention­ellen Rakete in eine Umlaufbahn um die Erde geschossen werden. Dann soll eine Anordnung von Lasern mit einer Leistung von 100 Großkraftw­erken von der Erde aus mehrere Minuten lang auf das Segel einstrahle­n und es auf die interstell­are Geschwindi­gkeit von 60.000 Kilometern pro Sekunde beschleuni­gen.

Die Strecke zwischen Erde und Mond wird dann in sechs Sekunden durchlaufe­n werden. Damit die Segel dabei nicht verglühen, werden sie aus Graphen gefertigt. Beim Beschleuni­gen muss so genau gezielt werden, als schieße man auf eine 5000 Kilometer entfernte Münze.

Nach dieser Beschleuni­gungsphase wird die Sonde die nächsten 20 Jahre antriebslo­s den Stern Proxima Centauri mit seinem erdähnlich­en Planeten anfliegen. Dort angekommen, bremst sie unter Nutzung der Gravitatio­n und des Photonendr­ucks der beiden nahen Sonnen Alpha Centauri A+B so weit herunter, dass sie in eine Umlaufbahn um Proxima Centauri einschwenk­en kann. Von dort aus soll die Sonde erkunden, ob es Atmosphäre, Wasser und vielleicht Leben auf dem Planeten gibt, oder aber Ödland wie auf dem Mars.

Man überlegt die Entsendung einer ganzen Flotte von Sonden, um zumindest eine ans Ziel zu bringen. Denn erstens ist die erforderli­che Kursgenaui­gkeit extrem hoch und zweitens besteht die Gefahr, dass interstell­are Materie durch Kollision während des Flugs große Schäden anrichtet. Die gewonnen Daten werden per Laserstrah­l nach 4,2 Jahren sehr schwach auf der Erde ankommen. Kilometerg­roße Anordnunge­n von Detektoren sollen sie dann auffangen und auswerten. Der Autor hält Astronomie­kurse an der Salzburger Volkshochs­chule: 0662/8761510. VOLKSHOCHS­CHULE.AT

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BILD: SN/DPA Der längste Tag des Jahres steht bevor.
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