Balkanroute musste geschlossen werden
Zu „Brücken bauen“von Eva Rossmann (SN vom 19. 5.): Da hat doch die Frau Rossmann einen merkwürdigen Gastbeitrag geschrieben! Darf man diesen kommentieren? Ich kann es nicht lassen:
Eva Rossmann stellt indigniert fest, dass „der Text eines der größten Autoren, den wir haben“, bei der Gedenkveranstaltung im Parlament für Irritationen gesorgt hat. Sie vermag das nicht zu verstehen; denn erstens sei der Text berührend persönlich gewesen, zweitens, meint sie, sei er literarisch großartig gewesen, dies drittens auch, weil kein einziges Mal das Kürzel „FPÖ“gefallen und auch der Bundeskanzler nicht genannt worden sei … Und jetzt erfährt dieser größte Autor dafür so viele Anfeindungen.
Ein wenig erinnert mich das Ganze an die Aufregung wegen Jörg Haiders seinerzeitiger Polemik gegen die Staatskünstler, die bewirkte, dass die gesamte linke Kunst- und Medienszene aufheulte. Wehleidig beklagte man sich damals ob dieser „politischen Verfolgung“. Einer durchaus respektablen Literatin hat dieses Lamento über diese in Österreich herrschende politische Unterdrückung von rechts, die in Schweden für wahr und bedrohlich gehalten und mit großer Besorgnis registriert worden war, sogar den Nobelpreis für Literatur eingebracht. Nun ja, wenn der Autor der besagten Parlamentsrede weiterhin solche Anfeindungen erfährt, wird er für seine mutige Rede vielleicht auch mit einem Nobelpreis belohnt …
Was jetzt den Redetext betrifft: Sein Autor hat offensichtlich eine ausgeprägte, persönliche, ins Irrationale gehende FPÖ-Aversion; denn die derzeitige FPÖ-Regierungsmannschaft, die er ins Nazi-Eck drückt, hat dafür kaum Anlass gegeben. Sie war jedoch sein hauptsächlichstes Angriffsziel. (Muss man sich da nicht fragen, ob deshalb die Rede für Frau Rossmann so berührend-persönlich war?)
Die Schließung der Balkanroute, die in der Fünf-Minuten-Rede gleichfalls thematisiert worden war, war nüchtern betrachtet in mehrfacher Hinsicht notwendig gewesen.
Der ungeregelte Massenzustrom von Flüchtlingen im Jahr 2015 hat die europäischen Staaten Schweden, Deutschland, Österreich, unter anderem, total überfordert. Wer dies nicht eingesteht, ist unaufrichtig. Diese Maßnahme in Beziehung zu den NaziGräueln zu setzen, wie geschehen, erscheint daher nicht fundiert und wenig überlegt. Oder ging es dem Redner um bloße Provokation und nicht ums Brückenbauen? Dr. Rudolf Pöschl 5232 Kirchberg bei Mattighofen