Hunde helfen den Bauern gegen die Wölfe
Herdenschutz ist die einzige Lösung im Umgang mit dem Wolf. Dabei brauchen die Bauern Hilfe: rechtlich, finanziell und logistisch.
BAD VIGAUN. Derzeit seien die von Wolfsrissen betroffenen Bauern hilflos. Man zwinge sie fast zur Selbstjustiz, sagt Leopold Slotta-Bachmayr vom Naturschutzbund. Ohne Herdenschutz geht es nicht mehr, denn der Wolf wird bleiben. Aber dafür fehlen noch alle Voraussetzungen. In Österreich gibt es weder Hirten noch die geeigneten Hunde. Selbst die gesetzlichen Voraussetzungen für den Einsatz von Herdenschutzhunden fehlten, sagt der Bad Vigauner Schafzüchter Georg Höllbacher. Und vor allem würden es die Bauern nie ohne finanzielle Hilfe schaffen. Wenn dann die Hunde wirklich einmal im Einsatz sind, wird sich vor allem auf den Almen vieles ändern. Die Tiere schützen die Herde auch vor Wanderern und Radfahrern. Es braucht eine intensive Aufklärung von Einheimischen und Gästen.
Salzburg hat mit seinem Fünfpunkteplan zum Umgang mit dem Wolf vergangene Woche einen Anfang gemacht. Aber sonst bestimmen vielfach noch emotionale, realitätsferne Diskussionen und eine passive Politik das Bild. Der Naturschutzbund hat deshalb rund 40 Vertreter aller vom Wolf betroffenen Gruppen zum Dialog eingeladen. Über die Ergebnisse wurde am Mittwoch auf dem Hof des Bad Vigauner Schafzüchters und Herdenschutzbeauftragten Georg Höllbacher gesprochen.
Bei einem seien sich alle einig, sagt Leopold Slotta-Bachmayr, Wolfsexperte des Naturschutzbunds: „Wir brauchen Entscheidungen der Politik.“Seit Jahren sei vorausgesagt worden, dass der Wolf nach Österreich zurückkehre, aber man habe es verab- säumt, sich vorzubereiten und Strukturen zu schaffen. Gemeint ist damit zum Beispiel, wie man Bauern rasch entschädigt und bei Herdenschutzmaßnahmen unterstützt und wie man mit Problemwölfen umgeht.
Auf eine Herabsetzung des Schutzstatus durch die EU hoffe man vergeblich, sagt Höllbacher, der in Brüssel regelmäßig an Tagungen zum Thema Wolf teilnimmt. „Das ist wegen der geforderten Einstimmigkeit sehr schwierig und derzeit nicht in Sicht.“Und selbst wenn man in Österreich den Wolf ein zweites Mal ausrotte, wäre das sinnlos, sagt Slotta-Bachmayr. Weitere Wölfe, die in allen Ländern rund um Österreich leben, würden nachwandern. Sicher werde es irgendwann eine Entnahme geben müssen, ist Höllbacher überzeugt. „Aber solange es in Österreich nur 15 bis 20 Wölfe gibt, nimmt uns keiner ernst. Deshalb wird es ohne Schutzmaßnahmen keine Nutztierhaltung im Freiland mehr geben.“
Eine Regelung für Problemwölfe gibt auch die derzeitige Gesetzeslage her. Höllbacher hat seine Schafe mit einem 105 Zentimeter hohen Zaun unter Strom geschützt. „Wenn ein Wolf lernt, diesen zu überwinden, ist er ein Problemwolf und kann entnommen werden, damit er es nicht den Jungen beibringt.“So geht man auch in der Schweiz vor. Allerdings wird dort mancher zum Abschuss freigegebene Wolf nicht erwischt. „Die Tiere sind sehr lernfähig“, sagt Landesjägermeister Max Mayr Melnhof.
Zum Einsatz von Hirten und Herdenschutzhunden fehlt es in Österreich noch an allem. Ausgebildete Hirten gibt es nicht. Die Hunde müssen aus dem Ausland geholt werden. „Wir brauchen ein Zuchtprogramm“, sagt Höllbacher. Auch an den gesetzlichen Voraussetzungen fehlt es. Derzeit wäre es laut Gesetz Tierquälerei, einen Hund auf einen Wolf zu hetzen.
„Wir Salzburger Jäger haben gar nicht mehr die Fähigkeit, einen Wolf zu erwischen.“Max Mayr Melnhof, Landesjägermeister „Die Rückkehr des Wolfs wurde vorausgesagt, aber man hat sich nicht darauf vorbereitet.“Birgit Mair-Markart, Naturschutzbund Österreich