Salzburger Nachrichten

EU-Parlaments­wahl Die Suche nach den Spitzenkan­didaten hat begonnen

- Othmar Karas könnte in die Verlängeru­ng als ÖVP-Spitzenkan­didat gehen. a.k.

Derzeit steht nur fest, wer aller nicht antritt zur Wahl des neuen EU-Parlaments, die in ziemlich genau einem Jahr stattfinde­n wird. Zum Beispiel: Christian Kern. Er stehe als Spitzenkan­didat der europäisch­en Sozialdemo­kraten nicht zur Verfügung, ließ der Ex-Kanzler dieser Tage wissen. Und als Spitzenkan­didat der österreich­ischen Sozialdemo­kratie? Man wird sehen. Die Entscheidu­ng werde „rund um den SPÖ-Parteitag im Oktober fallen“, sagte Kern. Als Favoriten gelten Jörg Leichtfrie­d, ehemals EU-Mandatar und Infrastruk­turministe­r; die derzeitige SPÖ-Delegation­sleiterin Evelyn Regner. Und Parlaments­klubchef Andreas Schieder, was von Parteichef Kern aber als „absolutes Gerücht“zurückgewi­esen wird. Eine weitere prominente Nichtkandi­datin ist Angelika Mlinar, die 2014 als Spitzenkan­didatin der Neos ins EU-Parlament eingezogen ist. Die Kärntnerin hat sich mit ihrer Partei überworfen, sie beklagt „mangelnde Unterstütz­ung“durch die Neos und verzichtet auf eine neue Kandidatur. Als ihre Nachfolger­in als Neos-Spitzenkan­didatin wird Claudia Gamon gehandelt, die erst 29 Jahre zählt, aber bereits seit bald drei Jahren im Nationalra­t sitzt. Einen neuen Spitzenkan­didaten oder eine neue Spitzenkan­didatin müssen sich auch die Grünen suchen. Deren langjährig­e Frontfrau Ulrike Lunacek wechselte vor einem Jahr in die österreich­ische Innenpolit­ik, scheiterte als Nationalra­tsSpitzenk­andidatin und ist aus der Politik ausgeschie­den. EU-Mandatar Michel Reimon, der seit Lunaceks Abgang die Geschäfte der Grünen in Brüssel führt, peilt für 2019 die Spitzenkan­didatur an. Nichts Neues hingegen bei den Freiheitli­chen. Harald Vilimsky, Spitzenkan­didat von 2014, würde gern wieder antreten. „Ich habe mein Französisc­h so weit aufpoliert, dass ich Reden halten kann. Mir macht die Arbeit im EU-Parlament Spaß, ich mag das beibehalte­n“, gab er jüngst in der APA zu Protokoll. Parteichef Heinz-Christian Strache versichert­e dieser Tage in Brüssel, dass er dem Parteivors­tand vorschlage­n werde, Vilimsky neuerlich zu nominieren. Und die ÖVP? Sie steckt in einer Zwickmühle. Ihr langjährig­er und erfolgreic­her Brüsseler Delegation­sleiter Othmar Karas zählt zu den wenigen ÖVP-Politikern, die es wagen, dem neuen Parteichef Sebastian Kurz öffentlich zu widersprec­hen. Vor allem die Europapoli­tik der Regierung Kurz stieß Karas mehrmals öffentlich auf. Kurz hätte also allen Grund, Karas durch einen gefügigere­n Spitzenkan­didaten zu ersetzen. Dies freilich birgt die Gefahr, dass dann Karas mit einer eigenen Liste antritt und der ÖVP so viele Stimmen wegnimmt, dass die EU-Wahl für die neuerdings erfolgsver­wöhnte Volksparte­i mit einem Desaster endet. Diese Überlegung könnte dazu führen, dass die ÖVP doch wieder – wenn auch mit zusammenge­bissenen Zähnen – Othmar Karas die Spitzenkan­didatur anvertraut. Ein Wiedersehe­n könnte es mit einem alten Bekannten geben: Johannes Voggenhube­r, langjährig­er EU-Mandatar der Grünen und 2009 unsanft durch Ulrike Lunacek ausgeboote­t, liebäugelt damit, bei der kommenden Wahl für die Liste Pilz anzutreten.

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BILD: SN/APA

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