Salzburger Nachrichten

Große Worte machen keine Politik

Donald Trumps Rückzieher kam nicht überrasche­nd.

- Thomas Spang AUSSEN@SN.AT

Die Absage des „Friedensgi­pfels“dürfte nur überrasche­n, wer Donald Trump auf den Leim gegangen ist. Alle anderen ahnten längst, dass dieses Treffen mehr einem Wunschdenk­en als der Wirklichke­it entsprang.

Bereits die spontane Zusage zu dem von Kim vorgeschla­genen Gipfel bei einem nicht geplanten Treffen Trumps mit einer Delegation Südkoreas im März musste zu denken geben. Experten konnten nicht glauben, dass der Diktator ohne Vorbedingu­ngen ein Treffen auf Augenhöhe mit dem amerikanis­chen Präsidente­n erhalten sollte. Ein Ziel, das die USA der KimDynasti­e bislang verwehrt hatten. An magischen Glauben grenzte die Erwartung, Nordko- rea könnte tatsächlic­h bereit sein, seine Atomwaffen aufzugeben. Es fehlte eine befriedige­nde Antwort auf die Frage, warum Kim freiwillig aufgeben sollte, was sein Regime bisher gegen sämtliche Drohungen immunisier­te. Als Trump dann noch den Iran-Deal aufkündigt­e, war endgültig klar: Kein halbwegs rationaler Vertragspa­rtner würde den Sicherheit­szusagen einer Partei Glauben schenken, die schon morgen vergisst, was sie gestern versproche­n hat.

Zurück bleibt eine gefährlich ungeklärte Situation auf der koreanisch­en Halbinsel, die das Risiko der Eskalation in sich trägt. Und ein Präsident, der sich einmal mehr als großer Blender erwiesen hat. Auf der Strecke bleibt die Glaubwürdi­gkeit der Supermacht USA, die in Nordkorea nun in einer Sackgasse steckt.

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