Große Worte machen keine Politik
Donald Trumps Rückzieher kam nicht überraschend.
Die Absage des „Friedensgipfels“dürfte nur überraschen, wer Donald Trump auf den Leim gegangen ist. Alle anderen ahnten längst, dass dieses Treffen mehr einem Wunschdenken als der Wirklichkeit entsprang.
Bereits die spontane Zusage zu dem von Kim vorgeschlagenen Gipfel bei einem nicht geplanten Treffen Trumps mit einer Delegation Südkoreas im März musste zu denken geben. Experten konnten nicht glauben, dass der Diktator ohne Vorbedingungen ein Treffen auf Augenhöhe mit dem amerikanischen Präsidenten erhalten sollte. Ein Ziel, das die USA der KimDynastie bislang verwehrt hatten. An magischen Glauben grenzte die Erwartung, Nordko- rea könnte tatsächlich bereit sein, seine Atomwaffen aufzugeben. Es fehlte eine befriedigende Antwort auf die Frage, warum Kim freiwillig aufgeben sollte, was sein Regime bisher gegen sämtliche Drohungen immunisierte. Als Trump dann noch den Iran-Deal aufkündigte, war endgültig klar: Kein halbwegs rationaler Vertragspartner würde den Sicherheitszusagen einer Partei Glauben schenken, die schon morgen vergisst, was sie gestern versprochen hat.
Zurück bleibt eine gefährlich ungeklärte Situation auf der koreanischen Halbinsel, die das Risiko der Eskalation in sich trägt. Und ein Präsident, der sich einmal mehr als großer Blender erwiesen hat. Auf der Strecke bleibt die Glaubwürdigkeit der Supermacht USA, die in Nordkorea nun in einer Sackgasse steckt.