Salzburger Nachrichten

Das lernt Han nimmermehr

Schade drum: „Solo: A Star Wars Story“als „Star Wars“-Spin-off ist langweilig­es Kino von der Stange geworden. Dabei war der Plan ein ganz anderer.

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Ein Held zum Füße-Einschlafe­n, unübersich­tliche Grabenkämp­fe, Schlachten­getümmel und nur in seltenen Momenten jener Charme, der das „Krieg der Sterne“-Universum auszeichne­t: „Solo: A Star Wars Story“ist das ödeste Kinoabente­uer der ganzen Serie – da hilft alle Nostalgie nichts.

Schuld ist daran wahrschein­lich das Kompetenze­nchaos um den Film: Mitten während der Dreharbeit­en wurde das radikal originelle Regieduo Phil Lord und Chris Miller („The Lego Movie“) gefeuert. Grund: „Unterschie­dliche kreative Visionen“, so hieß es vonseiten der Produktion­sfirma Lucasfilm. Stattdesse­n engagierte Lucasfilm den nicht für stilistisc­he Wagnisse bekannten „Inferno“-Regisseur Ron Howard.

Das Ergebnis ist leider ein teurer Blechschad­en und erinnert vor allem daran, was mit etwas mehr kreativem Mut hätte gelingen können.

„Solo“ist nach dem mitreißend­en „Rogue One“(2016) um die junge Rebellin Jyn Erso der zweite Film innerhalb des „Star Wars“-Universums, der nicht direkt Teil der derzeit achtteilig­en Saga ist, sondern eine abgekoppel­te Handlung erzählt.

Es ist die Geschichte einer besonders wichtigen Figur, nämlich des titelgeben­den charismati­schen Weltraumpi­raten Han Solo, der in der ursprüngli­chen Trilogie vom jungen Harrison Ford gespielt wurde. Hier liegt auch der erste Hund begraben: Wo Ford dem Rabauken Han Witz verlieh, ist Alden Ehrenreich (zuletzt in der Hollywoods­atire „Hail, Caesar!“als verunsiche­rter Westerndar­steller zu sehen) schlicht zu fad, um einen ganzen Film auf seinen Schultern zu tragen. Auch ist dieser Han eben kein vergnügter Verbrecher mit Herz, sondern von Beginn an loyal und vergleichs­weise pflichtbew­usst, wenn er mit seiner Freundin Qi’ra (Emilia Clarke) vom Planeten Corellia flüchten will, sie an der Grenze zurücklass­en muss und bei nächster Gelegenhei­t versucht, sie zu retten. Ansonsten hakt der Film brav ab, was von einer Vorgeschic­hte zu erwarten ist, erklärt die Herkunft des Namens „Solo“und des berühmtest­en aller Flugmanöve­r und bringt Han und den Wookiee Chewbacca zusammen.

Unübersich­tliche Schlachten, die an Erster-Weltkrieg-Schützengr­abenhorror erinnern, wechseln einander ab mit nur vage interessan­t choreograf­ierten Kampfseque­nzen – kein Vergleich mit all dem, was „Star Wars: Die letzten Jedi“(2017) zu bieten hatte. Zwischendu­rch blitzen einzelne Szenen auf, in denen so etwas wie Handlung oder gar Charaktere­ntwicklung passiert, nur um gleich im nächsten langwierig­en Kampf die nächste Schema-F-Verfolgung­sjagd dranzukleb­en.

Damit kommt der Film auf gut zweieinhal­b Stunden Spielzeit, ohne dass man sich nennenswer­t für seinen Protagonis­ten zu interessie­ren begonnen hätte. Emilia Clarke als gar nicht so liebliche Freundin hat ein wenig mehr Substanz bekommen als Spielmater­ial. Woody Harrelson hat eine dermaßen wirre Rolle, dass bis zuletzt unklar ist, ob er jetzt eventuell doch ein gutes Herz hat oder ob er einfach ein fieser Betrüger ist. Ein paar der spannender­en Figuren kommen viel zu kurz vor im Film, etwa eine goscherte Droidin und ihr fescher Verehrer, der Spieler Lando Calrissian (Donald Glover) und gegen Ende eine Gruppe von Rebellen, die wesentlich interessan­ter sind als befürchtet, aber deren Auftritt gerade einmal fünf Sätze lang dauert. Zumindest Landos Auftauchen lässt hoffen: Das nächste Spin-off soll ihm gewidmet sein. Möge die Macht dann wieder mit an Bord sein. Film: „Solo: A Star Wars Story“. Spaceweste­rn. USA 2018. Regie: Ron Howard. Mit Alden Ehrenreich, Emilia Clarke, Woody Harrelson, Donald Glover.

 ?? BILD: SN/JONATHAN OLLEY /LUCASFILM LTD. ?? Ungewohnte Langeweile im Sternenkri­eg: Han Solo und Chewbacca auf dem Weg in das Abenteuer.
BILD: SN/JONATHAN OLLEY /LUCASFILM LTD. Ungewohnte Langeweile im Sternenkri­eg: Han Solo und Chewbacca auf dem Weg in das Abenteuer.

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