E-Zigarette geriet in Brand: Wiener schwer verletzt
43-Jähriger erlitt schwere Verbrennungen. Erst kürzlich forderten die elektronischen Dampfgeräte ein erstes Todesopfer. Ein Experte erklärt, wie es dazu kommen konnte.
WIEN. Ein Mann saß in seinem Büro in Wien, als plötzlich die Akkus seiner E-Zigarette heißer und heißer wurden. Schließlich begannen die beiden Energiespeicher zu brennen, der 43-Jährige zog sich Verbrennungen dritten Grades am Oberschenkel zu. Das Ganze ereignete sich am Mittwoch. Nur Tage zuvor begann am Frankfurter Flughafen eine Tasche beim Sicherheitscheck zu rauchen. Auslöser: der defekte Akku einer E-Zigarette. Die Polizei sperrte den Bereich aus Sicherheitsgründen ab. Der wohl tragischste Fall trug sich nahezu zeitgleich in Florida zu. Dort explodierte ein E-Glimmstängel und tötete einen 38-jährigen Amerikaner. Teile des Geräts hatten sich in den Schädel des Mannes gebohrt. Er war sofort tot.
Dramatische Vorfälle mit brennenden Akkus und explodierenden E-Zigaretten häufen sich. Nach den Diskussionen rund um die gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums von aromatisiertem Dampf gerät die EZigarette neuerlich in die Schlagzeilen. Ist das Substitut für herkömmliche Tabakprodukte unmittelbar gefährlich für Leib und Leben?
Stephan Szentkereszty, Leiter der Entwicklungsabteilung des E-Zigaretten-Herstellers „Von Erl“in Tirol, erklärt: „Man muss unterscheiden zwischen geregelten und ungeregelten Geräten.“Geregelte haben einen Chip, der den Akku quasi in Schach hält. Spannung und Stromstärke, die der Verdampfungseinheit zugeführt wird, ist wohldosiert und sorgt dafür, dass die Chemie des Akkus stabil bleibt. Mit dem Preis (Stichwort: Billigprodukte aus Fernost) habe das nichts zu tun.
Nicht ganz unproblematisch ist die Handhabung von ungeregelten E-Zigaretten. „Bei diesen bringt der Akku den Strom direkt auf den Verdampfer, der wiederum vom Akku eine gewisse Leistung fordert“, sagt Szentkereszty. Ist dieser auch nur leicht beschädigt oder wurde zu lange und zu oft „ausgelaugt“, könne es zu einer Instabilität kommen – die Elemente beginnen miteinander zu reagieren. „Dann kann es zu einer sogenannten Entgasung kom- men“, beschreibt der Entwickler den Ernstfall. Eine entscheidende – und mitunter auch lebensrettende – Rolle spielen dabei die Entgasungslöcher, durch die der sich aufbauende Druck im Inneren des Akkus entweichen kann. „Im schlimmsten Fall gibt es eine Stichflamme. Das dürfte dem Herrn in Wien passiert sein, der sich dann Verbrennungen zugezogen hat“, erläutert Szentkereszty. Diese Entgasung ereignet sich nicht plötzlich, sie kündigt sich durch das stetige Heißerwerden des Geräts bereits an. In diesem Fall rät der Experte: sofort den Stromkreis unterbrechen – also: Verdampfer vom Gerät trennen. Und den Akku anschließend entsorgen.
Gibt es solche Entgasungslöcher nicht, dann hat ein Akku rasch die Wirkung einer Dynamitstange – er wird hochexplosiv. Ungeregelte EZigaretten werden auch in Österreich verkauft. „Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Konsument bereits Erfahrung hat und sich auskennt“, sagt Szentkereszty. Die Vorteile solcher Geräte: „Es gibt sie in wesentlich unterschiedlicheren Formen. Kenner können damit mehr Geschmack oder mehr Dampf erzielen. Es ist ähnlich wie bei Mopeds: Man kann sie aufmotzen, benötigt dafür jedoch technisches Verständnis.“
Ähnliches gelte auch für die Akkus der E-Bikes. „Es sind die gleichen wie in den E-Zigaretten.“