Bereit für den Wechsel der Nation
Der Brite Ashley Barnes könnte schon bald eingebürgert werden, um für Österreichs Fußball-Nationalteam zu spielen. Nicht immer glückte der angestrebte Wechsel des Reisepasses.
Ashley wer? Schon im Herbst könnte das ÖFB-Nationalteam mit einem Debütanten aus der Premier League aufwarten, der Österreich bislang nur als Urlaubsziel kennt. Ashley Barnes, 28-jähriger Stürmer beim FC Burnley, hat in der abgelaufenen Saison immerhin neun Treffer zu Buche stehen. Da seine Großmutter aus Klagenfurt stammte, könnte Barnes mit einer raschen Einbürgerung rechnen. Vor wenigen Tagen bestätigte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold, dass Barnes seine Bereitschaft bekundet habe, für Österreich zu spielen. Nun liegt der Ball beim Weltverband FIFA.
Mit Einbürgerungen potenzieller Nationalspieler hat der ÖFB langjährige Erfahrung. Im Zeitalter globaler Wanderungsbewegungen gibt es immer mehr Kicker, die für mehrere Nationen rekrutierbar sind. Für die Migrantenkinder wie Zlatko Junuzovic, David Alaba oder Marko Arnautovic war die Entscheidung pro Österreich immer selbstverständlich. Auch Salzburg-Torhüter Cican Stankovic widerstand vor einigen Jahren dem Lockruf von Serbiens Verband. Tarkan Serbest von Austria Wien wiederum, der einst für Österreichs U21 spielte, entschied sich kürzlich für die Türkei.
Den umgekehrten Weg ging Rechtsverteidiger Moritz Bauer, der einst Schweizer Nachwuchs-Nationalspieler war. 2017 debütierte der Sohn eines Österreichers und einer Schweizerin unter Teamchef Marcel Koller und verriet, dass seine ganze Familie grenzenlos stolz auf ihn sei: „Meine Mutter hat sogar die österreichische Hymne gelernt, um im Stadion mitzusingen.“
Der früheste Coup in Sachen Nationenwechsel gelang bereits vor 38 Jahren mit Bernd Krauss. Weil es in Österreich auf seiner Position keinen Besseren gab, wurde der deutsche Rapid-Verteidiger eingebürgert. Sein Länderspieldebüt gab er in Hamburg ausgerechnet gegen Deutschland – und produzierte prompt ein Eigentor. „Am liebsten hätte ich mich eingebuddelt“, erzählte er später. „Daheim in Dortmund ist mein Vater vom Sofa gefallen.“Als Österreicher spielte Krauss danach für Mönchengladbach, bis ihn sein Trainer Jupp Heynckes zum erneuten Pass-Wechsel überredete. Damals war die Zahl der Ausländer noch auf zwei pro Verein beschränkt.
Ein weiterer Versuch, einen Deutschen einzubürgern, endete mit einer kräftigen Blamage für den ÖFB. Steffen Hofmann wurde 2005 bereits als künftiger Nationalspieler in Rot-Weiß-Rot präsentiert. Allerdings hatte der Rapid-Publikumsliebling bei einer U17-WM für Deutschland gespielt. Nach den Regeln hätte der Nationenwechsel vor Hofmanns 21. Lebensjahr passieren müssen. Der „Fußballgott“, der kürzlich seinen Abschied gab, ist bis heute deutscher Staatsbürger. Aus den gleichen Gründen endete 2014 die Debatte um eine Einbürgerung von Red-Bull-Salzburg-Goalgetter Jonatan Soriano rasch.
Von Erfolg gekrönt wurden hingegen die Bemühungen um Ivica Vastic. Der gebürtige Kroate bestritt 50 Länderspiele für Österreich und war bei der WM 1998 und bei der EURO 2008 mit dabei.
Weil bei Ried-Torhüter Thomas Gebauer kein „nationales Interesse“bestand, musste er auf seinen österreichischen Pass so lange warten wie ein Normalbürger. Nach sechs Jahren mit Wohnsitz im Innviertel war es 2012 endlich so weit. Der gebürtige Augsburger glänzte mit einem fehlerfreien Einbürgerungstest, der unter anderem Fragen zum Land Oberösterreich und zur Geschichte Österreichs beinhaltete. Nur mit dem Nationalteam sollte es bei ihm nie klappen.