In Monaco kennt die Formel 1 keine Krise
Während im Fürstentum der Zulauf der Fans jährlich stärker wird, läuft im Hintergrund eine mühsame Debatte ab, wie alles besser werden soll.
Gäbe es nur Events wie in Monte Carlo, die Formel 1 hätte kein Problem mit der Attraktivität. Der Zulauf der Fans steigert sich von Jahr zu Jahr. Heuer waren schon am Mittwoch die Anfahrtswege dicht, obwohl erst am Donnerstag das erste Training auf dem Programm stand. Da sich in den Häuserschluchten des Fürstentums der Motorensound mehrfach überlagert, fällt ein Kritikpunkt an der modernen Formel 1 weg. „Zu leise“ist es an der Côte d’Azur am GrandPrix-Wochenende sicher nicht.
Im Jahr zwei nach der Regentschaft des Briten Bernie Ecclestone sucht die Formel 1 unter ihren neuen Eigentümern Liberty Media noch den Weg. Kolportiert wird viel, in trockenen Tüchern ist wenig. Wie geht es mit den Motoren weiter? Wird das komplizierte Regelwerk entschlackt? Gibt es für die Rennställe eine verordnete Kostensenkung? Bekommen die schwächeren Teams künftig mehr aus dem Einnahmentopf, damit sich die Chancengleichheit erhöht? Von Liberty und dem Boss Chase Carey ist wenig bis nichts zu hören. Es gibt Gerüchte um heftige Kontroversen zwischen Liberty und Ferrari, da die Italiener nichts von einer Kostenreduktion wissen wollen. Immerhin lässt Ferrari-Präsident Sergio Marchionne wiederholt via Medien ausrichten, dass er keine Bedenken wegen eines Rückzugs aus der Formel 1 habe. Dauerrivale Mercedes Motorsport trägt zwar nach außen nicht so dick auf, aber auch Niki Lauda als AufsichtsratVorsitzender hält wenig von drastischen Obergrenzen.
Die Fans haben bisher nur zwei Neuerungen aufgenommen: die Abschaffung der mehr oder weniger leicht bekleideten Mädchen mit den Nummern-Taferln in der Startaufstellung und einen Livestream im Internet, der allerdings über das Stadium der Ankündigung noch nicht hinausgekommen ist. Was die Grid-Girls mit den Taferln betrifft, wird es am Sonntag beim Grand Prix zumindest symbolisch ein Comeback geben. Die Startnummern präsentieren auch in Monaco wie von Liberty gewünscht Nachwuchsrennfahrer (Grid-Kids), aber eine Uhrenmarke wird eine Mädchenriege aufmarschieren lassen.
Das Thema Grid-Girls hatte diese Woche die WM-Rivalen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel zu selten einmütigen Erklärungen veranlasst. „Frauen sind das Schönste, was es auf der Welt gibt, fährt man in die Startaufstellung und da stehen hübsche Mädchen, dann ist das Monaco“, stellte Hamilton fest. Vettel ergänzte: „Das Ganze wurde völlig aufgeblasen, wahrscheinlich unnötigerweise. Ich denke nicht, dass irgendein Grid-Girl dazu gezwungen worden wäre. Es muss ihnen wohl Spaß gemacht haben.“