Ramadan ist kein Final-Hindernis
Der Ex-Salzburger Sadio Mané und sein Sturmpartner Mohamed Salah sind gläubige Muslime. Dass das Champions-League-Finale in den Fastenmonat fällt, schmälert die Chancen für den FC Liverpool aber nicht.
Als ob die Aufgabe gegen das Starensemble von Real Madrid nicht schon schwierig genug wäre, muss sich Jürgen Klopp vor dem Champions-League-Finale noch mit Problemen besonderer Art beschäftigen. Das Duell mit den Königlichen am Samstag (20.45 Uhr MESZ/ORF eins, Sky und ZDF) fällt mitten in den Fastenmonat Ramadan, und ausgerechnet zwei Schlüsselspieler des FC Liverpool sind gläubige Muslime: Toptorjäger Mohamed Salah und dessen kongenialer Sturmpartner Sadio Mané. Zusammen mit dem Brasilianer Roberto Firmino bilden sie den treffsichersten Angriff der ChampionsLeague-Geschichte.
Da wäre es geradezu fatal, sollte sich die Tormaschine der Reds – 29 Treffer erzielte das Trio auf dem Weg ins Finale – gegen Real kraftlos zeigen. Denn während des Ramadans dürfen Muslime von Sonnenaufbis Sonnenuntergang kein Essen und Trinken zu sich nehmen. Bis zum 14. Juni, dem Tag des WMEröffnungsspiels, dauert die Fastenzeit noch an.
Zumindest von Salah ist bekannt, dass er praktizierender Muslim ist. „Der Ramadan bedeutet mir sehr viel. Er erfüllt mich und macht mich glücklich“, sagte Salah, der in dieser Saison unter Klopp zum Superstar der Premier League aufgestiegen ist. Salah stellte mit 32 Treffern einen Torrekord in Englands Eliteliga auf und wurde zum besten Spieler der Saison gewählt.
Eine ähnliche rasante Entwicklung wie Salah hat Mané unter Klopp hingelegt. Der Senegalese, der von 2012 bis 2014 bei Red Bull Salzburg groß aufspielte, kam im Sommer 2016 für 40 Millionen Euro vom FC Southampton an die Anfield Road und ist mit seiner Schnelligkeit auf der linken Seite eine echte Waffe.
„Ich genieße es, an der Seite dieser großartigen Spieler zu spielen. Ich denke, da kommen noch mehr Tore“, sagt der bescheidene Familienmensch Mané, der wie Salah sehr gläubig ist. Religion sei sehr wichtig für ihn, sagte der Stürmer einmal: „Ich bete täglich fünf Mal.“Manchmal auch auf dem Platz: Nach einem Tor im ChampionsLeague-Viertelfinale gegen Man- chester City knieten sich Mané und Salah Seite an Seite für ein Gebet hin.
Komplettiert wird das Trio durch den Ex-Hoffenheimer Firmino. Zusammen haben die „Fab Three“bereits 90 Pflichtspieltore in dieser Saison erzielt. „Ich bin nie satt“, sagt Firmino, der gerade seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat.
Für die tiefgläubigen Muslime gibt es Hintertürchen. Die strengen Fastenregeln lassen bei Reisenden eine Ausnahme zu. Und das Finale findet schließlich im 2300 Kilometer von Liverpool entfernten Kiew statt. Zudem existiert seit 2010 ein islamisches Rechtsgutachten der Kairoer Al-Azhar-Universität, das besagt, dass muslimische Profifußballer den Fastenmonat unterbrechen dürfen. Die Tage, an denen nicht gefastet wurde, sollten dann später nachgeholt werden. Auf diesem Gutachten basierte auch eine entsprechende Empfehlung des Zentralrats der Muslime in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem DFB und der Deutschen Fußballliga (DFL): Wenn jemand seinen Lebensunterhalt mit Fußball verdient, darf er – so wie auch ein körperlich stark beanspruchter Arbeiter – das Fasten brechen.