Salzburger Nachrichten

Raubtier Mensch

- 5450 Werfen

Der Wolf kehrt zurück und damit wohl auch die Erinnerung an archaische Bilder aus blutrünsti­gen Märchen unserer Kindheit. Oder ist es doch die mediale Ausschlach­tung, die großen Teilen der Salzburger Bevölkerun­g das Blut in den Adern gefrieren lässt? Selbst in seriösen Zeitungen sind täglich reißerisch­e Geschichte­n über den bösen Wolf zu lesen und in „Salzburg heute“werden zum wiederholt­en Male die Leiber der getöteten Schafe großformat­ig inszeniert.

Unter dem Druck der Bauern, die hierzuland­e der am besten öffentlich subvention­ierten Spezies angehören, wurde eilig ein sogenannte­r „Wolfexpert­e“bestellt: seiner Ausbildung nach Historiker, Jäger und (betroffene­r) Bauer – als solcher in mehrfacher Hinsicht befangen, was den Wolf angeht. „Respektier­e Tiere“und „Respektier­e deine Grenzen“sind jetzt wohl nur noch Worte auf geduldigen Schildern, die in ganz Salzburg die Landschaft zieren!

Welche Tiere sollen eigentlich respektier­t werden? Nur solche, die wirtschaft­lichen Nutzen bringen und letztendli­ch auf unseren überladene­n Fleischtel­lern landen? Wer ist der Richter über Mensch und Natur, die sich manchmal mühevoll und unliebsam Lebens- raum zurückerkä­mpft? Da wird der „Problemwol­f“wohl bald seine Grenzen respektier­en müssen, bevor er per Abschuss „entnommen“wird. Das mit Abstand gefährlich­ste Raubtier ist immer noch der Mensch! Karin Hafner Schreiben Sie uns! Salzburger Nachrichte­n, Karolinger­str. 40, 5021 Salzburg. leserforum­lokal@sn.at, bitte max. 800 Zeichen.

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